Je offener die Zukunft, desto wichtiger werden Werte und Kompetenzen.
John Erpenbeck
Die gezielte Werte- und Kompetenzentwicklung der Mitarbeitenden und Teams, aber auch ganzer Organisationen, wird immer häufiger gefordert. Für diesen Weg ist ein Paradigmenwechsel im Corporate Learning mit einer Verlagerung von Wissens- zu Werte- und Kompetenzzielen erforderlich. Die Mitarbeitenden können ihre zukünftigen Herausforderungen nur dann gemeinsam bewältigen, wenn ihre Handlungsweisen und damit ihre Kompetenzen u. a. durch Verantwortung und Respekt, aber auch durch eine konsequente Orientierung auf Norm und Gesetz und ihr Netzwerk, mit ausgeprägter Bildung und Kreativität, orientiert an individuellen und gemeinsamen Zielen geprägt werden.
Da Werte die Kerne von Kompetenzen bilden, kann die Entwicklung von Werten und Kompetenzen nicht getrennt betrachtet werden. Deshalb haben wir ein „Paket“ entwickelt, das die Werte- und Kompetenzerfassung sowie die gezielte Entwicklung von Werten und Kompetenzen auf allen Ebenen in einem ganzheitlichen, integrierten Konzept ermöglicht, das nunmehr aufgrund bedarfsgerechter grafischer und verbaler Rückmeldungen skalierbar ist.
Werte- und Kompetenzforschung
Die Geburtsstunde der heutigen Wertetheorie kann ziemlich genau auf den Zeitraum von 1874 bis 1879 datiert werden. Auch der Name ihres Begründers steht fest, es war Hermann Lotze mit seinem „System der Philosophie“. Ihm folgte 1884 Friedrich Nietzsches Titel „Die Umwertung der Werte“ (1921), später Heinrich John Rickert, Max Weber und viele mehr.
Die moderne Kompetenztheorie wurde maßgeblich durch Sprachwissenschaftler wie Noam Chomsky, durch den Philosophen Jürgen Habermas oder den Motivationspsychologen Robert W. White gefördert. Weltweit führend wurde die Kompetenzforschung in Deutschland durch das Projekt QUEM – Qualifikations-Entwicklungs-Management –, das von 1992 bis 2007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Zielstellung gefördert wurde, den Prozess der Anpassung der beruflichen Qualifikationsstrukturen in den neuen Bundesländern qualitativ zu unterstützen. Maßgebliche Wissenschaftler in diesem Projekt waren vor allem Prof. Dr. Lutz von Rosenstiel und Prof. Dr. John Erpenbeck.
Insbesondere die enge Zusammenarbeit mit unserem Wissenschaftlichen Berater Prof. Dr. John Erpenbeck, der seit Jahrzehnten zu den führenden Forschern im Bereich der Werte- und Kompetenzentwicklung gehört, hat es uns ermöglicht, bedarfsgerechte Werte- und Kompetenzmodelle und daraus abgeleitet die Erfassungssoftware ValCom® zu entwickeln, die richtungsweisend ist.
Werte- und Kompetenzerfassung mit ValCom®
Für das gezielte Wertemanagement ist es nötig, ein überschaubares, praktikables Wertemodell zu entwickeln, mit dem die Antriebe und Ordner des kompetenten Handelns identifiziert werden können. Auf Basis der Werteforschung haben wir unser Wertemodell ValCom® entwickelt. Diese Matrix basiert auf der über zehnjährigen Erfahrung mit dem Wertemesssystem WERDE® sowie auf den Items des hoch validierten Klages-Gensicke-Survey (Shell-Studien) und der 16 Reiss-Motive.
Jeder Basiswert wird in vier Werte untergliedert, sodass ein überschaubares, praktikables Wertemodell – ein Werteatlas mit 16 Werten – entsteht. Das Wertemodell wird für jeden einzelnen Wert mit jeweils vier beispielhaften Werteausprägungen, die in einem gemeinsamen Prozess mit erfahrenen Fach- und Führungskräften organisationsspezifisch formuliert werden, operationalisiert. Die angepassten Werteausprägungen bilden die Grundlage für die Fragen zur Erfassung der Werte durch die Software.
Entsprechend haben wir unser Kompetenzmodell ValCom® ebenfalls mit vier Basiskompetenzen, die wir jeweils in nur vier Teilkompetenzen mit konsequenter Handlungsorientierung untergliedert haben, entwickelt. Die Kompetenzdefinitionen werden durch jeweils vier Handlungsanker für jede Ausprägung operationalisiert, so dass sie für alle Mitglieder der Zielgruppe verständlich sind. Mit diesem Kompetenzatlas mit 16 Einzelkompetenzen, die sich an den Ausprägungen nach Erpenbeck und Heyse orientieren, wird die gezielte und ganzheitliche Kompetenzentwicklung auf allen Ebenen der Organisation wirksam ermöglicht. Das Problem der teilweise schwierigen Abgrenzung von Einzelkompetenzen (z. B. Pflichtbewusstsein und Gewissenhaftigkeit) im Kompetenzatlas von Erpenbeck und Heyse wird dadurch weitgehend vermieden. Durch die Komprimierung sind die Teilkompetenzen deutlich trennschärfer und mit 16 Ausprägungen wesentlich überschaubarer.
Die häufig als relativ willkürlich empfundene Auswahl von 12 bis 16 Kompetenzen aus beispielsweise 64 Ausprägungen wird durch eine ganzheitliche Einschätzung des jeweiligen Mitarbeitenden ersetzt, so dass immer alle Facetten seiner Kompetenzen berücksichtigt werden. Dies hat zudem zur Folge, dass die Workshops zur Entwicklung von Sollkompetenzprofilen um bis zu einen halben Tag verkürzt werden können, weil keine Auswahl von Kompetenzen erforderlich ist.
Die angepassten Handlungsanker bilden wiederum die Grundlage für die Fragen zur Erfassung der Kompetenzen durch die Software. Sowohl die Kompetenzdefinitionen als auch die Handlungsanker werden in Workshops mit erfahrenen Fach- und Führungskräften aus der jeweiligen Organisation auf die Rahmenbedingungen, die Kultur und die Sprache der jeweiligen Zielgruppe angepasst, so dass es keine Verständigungsprobleme gibt.
ValCom®- ganzheitlich, flexibel gestaltbar und skalierbar
Bei der Konzipierung der Werte- und Kompetenzerfassungs-Software ValCom® haben wir uns insbesondere von folgenden Anforderungen leiten lassen:
- Zeitgemäße, browserbasierte Software, die auf allen gängigen Endgeräten ohne Dongle und Softwareschulung nutzbar ist,
- keine verbindliche Schulung vor dem selbstständigen Einsatz der Erfassungs-Software, da überflüssig, jedoch die Möglichkeit der Ausbildung zum zertifizierten Werte- und Kompetenzentwicklungsberater ValCom® mit Prof. Dr. Sauter in einem Social Blended Learning Arrangement,
- ein Zugang zu allen Bereichen der Werte- und Kompetenzerfassung über ein bedienerfreundliches Auswahlmenue in Verbindung mit einer übersichtlichen, anschaulichen sowie einfach bedien- und auswertbaren Software,
- individuelle Anpassung der Begrüßungstexte, und des Layout
- überschaubare Zahl von Werten und Kompetenzen, die eine gezielte, ganzheitliche Entwicklung ermöglichen, ohne eine relativ willkürliche Auswahl vornehmen zu müssen,
- intuitive Einrichtung von Werte- und Kompetenzerfassungen durch die Lernbegleiter:innen,
- automatisierte Benachrichtigung der Teilnehmenden an einer Erhebung,
- Festlegung von Soll-Werte- und Soll-Kompetenzprofilen durch die Bildungsplaner:innen oder Lernbegleiter:innen selbst ohne weitere Kosten,
- flexible und einfache Anpassung der Zahl der Werte oder Kompetenzen, der Begriffe, Definitionen, Handlungsanker, Wertebeispiele oder Übertreibungen durch die Anwender:innen; dadurch ist es möglich, die Erfassung optimal auf die spezifischen Erfordernisse in den Organisationen anzupassen,
- Integration von vorhandenen Werte- und Kompetenzmodelle über das Benutzermenü, unabhängig von der Zahl der Werte oder Kompetenzen, ohne zusätzlichen Programmieraufwand,
- Nutzung der Software für weitere Erfassungsthemen, z. B. Zufriedenheit, möglich,
- Rollensystem, d. h. transparente Vergabe von Rechten an Bildungsplaner:innen, Lernbegleiter:innen und Lernende über ein Auswahlmenü,
- Abruf der Ergebnisse durch die Lernbegleitenden online möglich,
- Integration der Erfassungs-Software in einen vorhandenen digitalen Ermöglichungsraum (Learning Experience Platform),
- Abfrage zusätzlicher Merkmale über ein offenes Eingabefeld, z. B. bereits erfolgte Qualifikationen oder Erfahrungen, um differenzierte Auswertungen zu ermöglichen,
- vielfältige Vergleiche auf Organisations- und Teamebene, z. B. Vergleich von Frauen und Männern in der Produktion im Unterschied zur Verwaltung, unterschiedliche Altersgruppen oder verschiedene Standort,
- Abgleich von Selbst- und Fremdbild, im Vergleich zu Soll-Vorgaben oder von Ist- und Wunschausprägungen, um Soll-Werte abzuleiten, aussagefähige Grafiken und Tabellen zur Analyse und Bewertung der Werte- und Kompetenzausprägungen, grafische Darstellung der einfachen Standardabweichungen, um die Streuung der Einschätzungen transparent zu machen,
- skalierbar durch präzise, verwertbare Reports zur Analyse und Bewertung der Ergebnisse mit handlungsorientierten Entwicklungsempfehlungen aus unserer umfangreichen Toolbox, die als PDF ausgedruckt werden können,
- Unterstützung der Beratungsgespräche durch die Möglichkeit, bedarfsgerechte Hinweise mit Mouseover, z. B. Aufruf der jeweiligen Definitionen und Handlungsanker, zu nutzen,
- faire Einzelpreise, die nachträglich abgerechnet werden,
- Flatrates mit beliebiger Nutzung der Erfassungssoftware in der jeweiligen Organisation für ein Jahr,
- konsequente Sicherung des Datenschutzes nach DSGVO.
ValCom® ist damit ein integriertes Konzept der Werte- und Kompetenzerfassung, das eine tiefgehende Analyse und Bewertung der Ergebnisse und damit ein gezieltes Werte- und Kompetenzmanagement auf allen Ebenen einer Organisation effektiv und wirtschaftlich ermöglicht.
Literatur
Erpenbeck, J. (unter Mitarbeit von Sauter, W.): Wertungen, Werte – Das Buch der Grundlagen für Bildung und Organisationsentwicklung. Berlin (2018)
Erpenbeck, J., von Rosenstiel, L., Grote, S., Sauter, W. (Hrsg.): Handbuch Kompetenzmessung. Erkennen, verstehen und bewerten von Kompetenzen in der betrieblichen, pädagogischen und psychologischen Praxis. Stuttgart (3. Aufl. 2017)
Erpenbeck, J.; Sauter, W. (in Arbeit 2021): Wertetraining. Praxis, Coaching, Übung und Bildung für die gezielte Werteentwicklung von Persönlichkeiten, Stuttgart
Erpenbeck, J.; Sauter, W., mit einem Praxisbeitrag von Sauter, R. (2021): Future Learning und New Work. Das Praxisbuch zum gezielten Werte- und Kompetenzmanagement, Haufe Freiburg
Erpenbeck, J. & Sauter, W.: Kompetenzentwicklung im Netz – New Blended Learning mit Web 2.0. Köln (2007)
Der Beitrag Werte- und Kompetenzerfasssung mit ValCom® – flexibel und skalierbar erschien zuerst auf Blog für gezieltes Werte- und Kompetenzmanagement.