Blended Learning

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Blended Learning ist ein internet- bzw. intranetgestütztes Lernsystem, das problemorientierte Workshops mit meist mehrwöchigen Phasen des selbstgesteuerten Lernens auf der Basis von E-Learning, insbesondere Web Based Trainings oder Lernvideos, und der Kommunikation über ein Learning Management System bedarfsgerecht miteinander verknüpft.

Zusammenfassung

Die betriebliche Arbeits- und Lernwelt verändert sich mit zunehmender Dynamik. Was jahrzehntelang selbstverständlich war, erfüllt die Anforderungen in einer Welt der digitalen Transformation und einer vernetzten Privat- und Arbeitswelt nicht mehr. Daraus leitet sich der Bedarf nach innovativen Lernkonzeptionen ab, die sich an der veränderten Arbeits- und Kommunikationswelt in den Unternehmen orientieren, und einer Lerntechnologie, die diese Lernprozesse integriert in den Prozess der Arbeit ermöglicht.

Seit der Jahrtausendwende haben sich vor allem in größeren Unternehmen Blended Learning Konzepte, zunächst „Hybrides Lernen“ genannt, durchgesetzt. Die Gründe dafür sind:

  • die auf bis zu ca. 30 % reduzierten Präsenztage und der damit verbundenen Abwesenheit vom Arbeitsplatz
  • die deutlich erhöhte Lerneffizienz aufgrund der aktiven Lernprozesse
  • die Förderung des eigenverantwortlichen und selbstgesteuerten Lernens der MitarbeiterInnen.

Sie ersetzen in vielen Unternehmen die „klassischen“ Seminare und sind damit ein unverzichtbares Element der Qualifizierungskonzeption geworden.

Blended Learning ist ein integriertes Lernarrangement, in dem die heute verfügbaren Möglichkeiten der Vernetzung mit digitalen Medien in Verbindung mit „klassischen“ Lernmethoden optimal genutzt werden. Dabei werden Wissensaufbau und Qualifizierung mittels E-Learning ermöglicht.

Blended Learning Konzeptionen zum Wissensaufbau und zur Qualifizierung der MitarbeiterInnen ermöglichen es den Lernenden, ihren Lernprozess individuell zu organisieren. Voraussetzung dafür ist, dass sie durch flankierende Maßnahmen unterstützt werden. Werden diese im Rahmen der Zielvereinbarungen weitgehend selbst organisierten Lernprozesse mit einer hohen Verbindlichkeit und einem geeigneten Flankierungskonzept gestaltet, weisen diese Lernkonzeptionen eine sehr hohe Erfolgsquote auf.

Da zukunftsorientierte Lernsysteme auf der Selbstorganisation der Lernenden basieren, empfiehlt es sich, bereits heute den Wissensaufbau in deren Selbststeuerung zu verlagern, um schrittweise diese notwendige Kulturveränderung zu initiieren. Blended Learning Konzepte bilden damit die notwendige Basis für zukunftsorientierte Lernkonzeptionen.

Ermöglichungsrahmen

Blended Learning basiert auf dem Ansatz der Ermöglichungsdidaktik, nach dem die Lernenden nicht belehrt werden, sondern alles zur Verfügung gestellt bekommen, was sie für die selbstorganisierte Gestaltung ihrer personalisierten Lernprozesse benötigen. Dies betrifft insbesondere die

  • Lernorganisation: Die Administration der Lernprozesse liegt überwiegend in den Händen der LernbegleiterInnen. Die Lernenden können ihre selbstgesteuerten Lernphasen unabhängig von Ort und Zeit (Mobile Learning) und nach dem individuellen Bedarf on demand (Micro Learning) gestalten und steuern. In Einzelbereichen, z.B. bei Transferaufgaben,können sie ihre Lernprozesse auch selbst organisieren
  • Lerninhalte und Dokumentation: Das Lernsystem bietet eine breite Palette an formellen Lerninhalten und Dokumentationsmöglichkeiten an. Die Lernenden können auf vielfältige, didaktisch-methodisch aufbereitete Lerninhalte zugreifen, von Web Based Trainings, Videos, Podcasts über Printmedien und E-Books bis zu Transferaufgaben.Hinzu kommen interne und externe Informationsquellen, aber evtl. auch Open Educational Resources oder Serious Games.
  • Kommunikation: Die Lernenden können im Rahmen von Workshops mit ihren TrainerInnen, aber insbesondere auch in Lernpartnerschaften und -gruppen, offene Fragen klären. Das Learning Management System bietet den Lernenden vor allem themenbezogene Foren und Chats, evtl. aber auch Blogs und Wikis, insbesondere im Bereich der Transferaufgaben. Webinare Virtual Classrooms ermöglichen eine Kommunikation ohne räumliche Grenzen. Reflexionen fördern das Nachdenken über die eigenen Erfahrungen und bilden damit eine sinnvolle Basis für die Kommunikation der Lernenden untereinander. „Instant Messenger“ geben Hinweise darauf, welche LernpartnerInnen aktuell ansprechbar sind. Das System schafft somit die Möglichkeit, im Netz kooperativ Aufgaben aus den Lernprozessen zu bearbeiten.
  • Laufende Rückmeldung: Während der Lernprozesse mit E-Learning erhalten die Lernenden laufend über das integrierte Scoring in den interaktiven Lernprogrammen eine Rückmeldung. Sie wissen damit immer, wo sie in ihren formellen Lernprozessen stehen. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für selbstgesteuertes Lernen. In offenen Aufgaben, z.B. Transferaufgaben, geben sich die LernpartnerInnen gegenseitig, teilweise auch E-Coaches oder andere ExpertInnen, Rückmeldungen. Mithilfe von Tests und im Rahmen der betrieblichen Beurteilungssysteme erhalten die Lernenden regelmäßig eine Einschätzung ihres Entwicklungsstand

Dieser Lernrahmen macht es möglich, dass die Lernenden individuelle, formelle Lernprozesse mit dem Ziel des Wissensaufbaus und der Qualifizierung, aber auch des Praxistransfers, realisieren. Sie verknüpfen dabei individuelles und formelles kooperatives Lernen. Während die heutigen, überwiegend qualifizierungsorientierten Lernsysteme weitgehend die Eigenständigkeit und Vielfältigkeit der Lernenden ignorieren, können diese innerhalb eines Ermöglichungsrahmen ihre Lernprozesse selbst organisieren. Dies korrespondiert mit der Entwicklung in der betrieblichen Arbeits- und Lernwelt. Diese veränderten Leistungsanforderungen und notwendigen Produktivitätssteigerungen können nur durch partizipative Beteiligung und kollektive Anstrengungen aller MitarbeiterInnen und Führungskräfte erreicht werden. Entsprechend müssen sich auch die Lernsysteme in Richtung Selbstorganisation verändern.

Blended Learning Prozess

Blended Learning Arrangements ermöglichen in erster Linie formelle, selbstgesteuerte Lernprozesse. Aus der Kombination von Präsenzlernen in Workshops mit selbstgesteuerten Lernphasen ergibt sich folgendes Lernarrangement:

WissensaufbauDer Lernprozess startet im Regelfall mit einer meist eintägigen Eröffnungsveranstaltung, dem sogenannten Kick-off. Sofern die Lernenden aus organisatorischen Gründen oder wegen hoher Reisekosten nicht an einem gemeinsamen Workshop teilnehmen können, kann der Kick-off auch im Rahmen eines etwa zwei- bis dreistündigen Webinars erfolgen. Dieser Kick-off ist notwendig, weil in diesem Rahmen die notwendige Verbindlichkeit, aber auch die Grundlage für die Flankierung der Lernprozesse durch Lerntandems gesichert werden können.

Nach der Begrüßung, einer Vorstellungsrunde und der Erhebung der Erwartungen und Befürchtungen werden die TeilnehmerInnen in das Blended Learning System eingeführt. Sie reflektieren über Lernstrategien und machen sich mit dem Konzept der netzbasierten Lernwegflankierung vertraut. Sofern die TeilnehmerInnen sich nicht kennen, können sie ihre zukünftigen LernpartnerInnen in verschiedenen Übungen mit unterschiedlichen Sozialformen (z.B. Partner- und Gruppenarbeit, Plenumsdiskussion) näher kennenlernen, sodass sie im Laufe des Kick-offs in der Lage sind, bewusst Lerntandems sowie Lerngruppen zu bilden.

Zum Abschluss des Kick-offs vereinbaren die Teilnehmenden für die folgende Selbstlernphase Jour fixes, Meilensteine und Arbeitsaufträge. Es hat sich bewährt, diese Vereinbarungen schriftlich zu treffen, da sie damit in hohem Maße verbindlich sind. Die Lernenden vereinbaren beispielsweise, welche formalen Lernprozesse bzw. Lernprogramme sie bis zum nächsten Jour fixe absolvieren und welche Recherche-, Analyse- oder Übungsaufträge jede LernpartnerIn bis dahin bearbeitet. Damit können die Teilnehmenden ihre Lernprozesse arbeitsteilig gestalten. Durch die gegenseitige Verpflichtung der LernpartnerInnen wird eine hohe Verbindlichkeit gewährleistet, die wiederum die Voraussetzung dafür bildet, dass die Lernprozesse erfolgreich sind.

Sofern es nicht möglich ist, die Teilnehmenden zu einem Kick-off an einem Ort zusammenzubringen, kann dieser auch als Webinar durchgeführt werden. In diesem Fall ist es sinnvoll, die Teilnehmer vorab aufzufordern, ein ausführliches Profil einzustellen, um die Findung der Lernpartnerschaften zu unterstützen. Das Webinar kann dann auf ca. 2-3 Stunden reduziert werden, weil die LernpartnerInnen sich anschließend bilateral vereinbaren.

In der Selbstlernphase organisieren die Lernenden ihren Lernprozess auf der Grundlage der Aufgabenstellung im Web Based Training sowie im Rahmen der Vereinbarungen aus dem Kick-off bzw. dem vorhergehenden Workshop weitgehend selbst. In berufsbegleitenden Qualifizierungen haben sich dafür Zeitphasen von ca. 4 Wochen bewährt. Wählt man kürzere Zeiten, besteht die Gefahr der zeitlichen Überforderung der Lernenden neben ihrem Alltagsgeschäft. Bei längeren Zeiten des selbstorganisierten Lernens geht häufig die hohe Verbindlichkeit in Hinblick auf die Vereinbarungen verloren, weil die TeilnehmerInnen evtl. das Gefühl haben, dass sie noch sehr viel Zeit hätten.

Häufig ist es aus organisatorischen oder finanziellen Gründen, wie z.B. in internationalen Unternehmen, nicht möglich, die Teilnehmenden regelmäßig für einen Tag zu einem Workshop zusammenzubringen. Da in diesen Fällen deutlich längere Selbstlernphasen notwendig sind, hat es sich bewährt, zwischendurch virtuelle Treffen bzw. Webinare durchzuführen. In diesen wird über die vergangene Lernphase reflektiert, es werden evtl. offene Fragen geklärt und für die folgende Phase neue Vereinbarungen getroffen. Damit wird sichergestellt, dass jeden Monat der „Spannungsbogen“ für verbindliche Lernprozesse erneuert wird. Diese Vereinbarungen sollten anschließend in der Lernplattform dokumentiert werden, um die Verbindlichkeit zu stärken.

Es hat sich weiter bewährt, etwa alle vier Wochen einen eintägigen Workshop mit der LernbegleiterIn durchzuführen. In diesen Workshops greift die LernbegleiterIn offene Fragen, z.B. aus dem Themenspeicher (Forum) auf. Die Lernenden präsentieren und diskutieren weiterhin ihre Lösungen, die sie z.B. in Lerngruppen erarbeitet haben. Die LernbegleiterIn bietet bei Bedarf weiterführendes Wissen an, vor allem zu komplexen Fragen aus dem Themenspeicher, zu aktuellen oder unternehmensspezifischen Entwicklungen oder in Bereichen, die sich über E-Learning nur schwer abbilden lassen (z.B. im technischen Bereich). Weiterhin reflektieren die Lernenden über ihre Erfahrungen in den selbstgesteuerten Lernphasen und erhalten weiterhin methodische Hilfen. Zum Abschluss treffen die LernerInnen wieder konkrete, schriftliche Vereinbarungen für die folgende selbstgesteuerte Lernphase.

Während des gesamten Lernprozesses werden die Teilnehmenden mittels offener Aufgaben angehalten, eigene Lernlösungen zu entwickeln und in die „Learning Community“ einzustellen. Diese Beiträge werden in der Gruppe bewertet und diskutiert und bei Bedarf gemeinsam weiterentwickelt.

In Blended Learning Arrangements mit handlungs- und kommunikationsorientierten Zielen kann der zeitliche Umfang der Präsenzphasen mit TrainerInnen nach den vorliegenden Erfahrungen bei meist höherer Lerneffizienz auf ca. 1/3 reduziert werden. Aufgrund der hohen Aktivität der Lernenden im gesamten Lernprozess kann in in der Praxis trotzdem einen höherr Lernerfolg festgestellt werden. Damit kommen diese Systeme dem Bedarf nach Einsparung von Kosten sowie Arbeitszeit in hohem Maße entgegen.

Effektive Blended-Learning-Systeme sind durch folgende Elemente gekennzeichnet:

  • Individuelles, selbstgesteuertes Lernen: Die Lernenden steuern ihre Lernprozesse im Rahmen der vereinbarten Ziele selbstverantwortlich.
  • Organisation und Flankierung durch LernbegleiterInnen: Die LernbegleiterInnen planen und steuern vor allem die formellen Lernprozesse und unterstützen die Lernenden bei Bedarf in ihren informellen Lernprozessen, z. beim Praxistransfer. Sie geben den Lernenden regelmäßig Feedback und helfen ihnen, ihre Lernprozesse laufend zu optimieren.
  • Problemlösung statt Pauken von Wissen: Der Lernprozess integriert Transferaufgaben und evtl. reale Problemstellungen, die die Lernenden in ihrer Arbeitswelt zu bewältigen haben, und die somit einen Prozess emotionalen Konfliktinduzierens ermöglichen.
  • Strukturierungshilfen für individuelles Lernen: Für jede Selbststudienphase werden im jeweils vorhergehenden Workshop verbindliche Vereinbarungen über die Gestaltung der selbstgesteuerten Lernphase getroffen.
  • Rückmeldungs-Strukturen: Lernen ist dann besonders effizient, wenn die Lernenden laufend Rückmeldungen über ihren Lernprozess und ihre Lernleistungen erhalten. Die Rückmeldungen erfolgen grundsätzlich auf zwei Ebenen:
    • Bei standardisierten Aufgaben, z.B. Multiple Choice-, Drag-and-Drop- oder Rechenaufgaben, automatisiert über das Lernprogramm.
    • Offene Aufgaben, z.B. Reflexionen, entscheidungsorientierte Fallaufgaben, Fallstudien oder Transferaufgaben, erlauben keine automatische Bewertung der Lösungen. Es wird deshalb eine Learning Community benötigt, die Rückmeldungen durch LernpartnerIn oder LernbegleiterIn auch dann zulässt, wenn die Lernenden auf verschiedene Orte verteilt sind.
  • Vergleichsmaßstäbe: Die Arbeitsergebnisse anderer Lernenden werden, meist anonymisiert, netzbasiert zur Verfügung gestellt. Damit kann die Lernende sehen, wie weit sie von den Leistungen anderer entfernt ist. In der Learning Community sowie in Workshops können Arbeitsergebnisse aus der Lerngruppe präsentiert und diskutiert werden.
  • Lernwegflankierung durch Tandems: Diese soziale Flankierung ist eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Lernprozesse. Die Lernenden unterstützen sich gegenseitig in der Tandemarbeit emotional, motivational und lernstrategisch.
  • Lernwegflankierung durch Kleingruppen: Tandemarbeit reicht im Regelfall nicht aus, um den Lernerfolg zu sichern. Notwendig ist eine weitere soziale Flankierung in Kleingruppen, da Gruppen mehr Motivierungsmöglichkeiten und mehr Korrekturmöglichkeiten haben als Einzelpersonen.

Da zukunftsorientierte Lernsysteme auf der Selbstorganisation der Lernenden basieren, empfiehlt es sich, bereits heute den Wissensaufbau in die Selbststeuerung Lernender zu verlagern, um diese notwendige Veränderung der Lernkultur schrittweise zu initiieren. Blended Learning Konzepte bilden somit eine sinnvolle Basis für zukunftsorientierte Lernkonzeptionen.

Kommunikation in Blended Learning Prozessen

In Blended Learning Prozessen kommt der Kommunikation der Lernenden untereinander, aber auch mit ihren LernbegleiterInnen und evtl. ExpertInnenen, eine zentrale Bedeutung zu. Nur regelmäßige Rückmeldungen ermöglichen eine selbstgesteuerte Entwicklung der Lernenden. Gleichzeitig wird eine Lernkultur gefördert, die durch eine offene Kommunikation und gegenseitige Unterstützung geprägt ist. Im qualifikationsbezogenen Blended Learning werden vor allem die Kommunikationsinstrumente wie Forum, Blog oder Wiki genutzt, da dieser Austausch primär durch eine LernbegleiterIn gesteuert und flankiert wird.

Die Kommunikationsinstrumente werden sowohl in synchroner, d.h. in Echtzeit, als auch in asynchroner, zeitversetzter Ausprägung eingesetzt. Beide Ausprägungen ergänzen sich in den Lernarrangements. Voraussetzung dafür ist, dass die Kommunikation möglichst immer über das Learning Management System (LMS) abgewickelt wird. Dialoge außerhalb des LMS, z.B. per „Whatsapp“ oder E-Mail, verhindern, dass alle Lernenden von den individuellen Lernprozessen ihrer LernpartnerInnen profitieren.

Bewertung

Etwa fünfzehn Jahre, nachdem sich der Begriff „Blended Learning“ in Deutschland eingebürgert hat, wird diesem Ansatz nunmehr für die Zukunft der beruflichen Bildung von BildungsexpertInnen die größte Rolle beigemessen (. Die Bedeutung für Blended Learning wird in der Zukunft noch erhöht, je mehr sich selbstorganisierte Lernkonzeptionen durchsetzen.

Die heutigen, überwiegend qualifizierungsorientierten Lernsysteme ignorieren weitgehend die Eigenständigkeit und Vielfältigkeit von LernerInnen. Während die Lernenden in seminargeprägten Qualifizierungsmaßnahmen oft passiv und fremdgesteuert sind, erfordert Blended Learning dagegen eine grundlegende Kulturveränderung. Die Rolle der betrieblichen Bildung wandelt sich in Richtung Begleitung von Veränderungsprozessen, Service- und Dienstleistung nach Bedarf sowie der Vermittlung von Impulsen und Ideen. Während bisher die TrainerInnen das Steuer in der Hand hatten, übernehmen nunmehr die Lernenden die Verantwortung für ihre Lernprozesse selbst. Sie entscheiden immer mehr, welche Ziele sie anstreben und was sie mit welchen Methoden lernen.

Lernen ist für jede Person ein einzigartiger Prozess, der dringend einer Vorherrschaft aktiver Lernphasen bedarf. Auch ist handlungspsychologisch nachgewiesen, dass das Motivationsgeschehen genau so individuell ist und sich ebenso schwer verallgemeinern lässt wie Lernstrategien und Vorkenntnisse. Die enormen Unterschiede im Lerntempo Erwachsener mit dem Faktor 1:9 lassen es zudem als unsinnig erscheinen, Lernende in einem gemeinsamen Lerntempo zu unterrichten.

Der Wissensaufbau und die Qualifikation finden in Blended Learning Arrangements überwiegend in kooperativen, selbstgesteuerten Lernszenarien mit E-Learning in Verbindung mit Workshops und Learning Communities statt. Die Lernkonzeption umfasst auch informelles Lernen in Anwendungsbereichen. Zunehmend werden deshalb betriebliche Lernprozesse durch aktuelle Praxisprobleme bestimmt, die die Lernenden in ihrem Netzwerk selbstorganisiert lösen. Dabei werden der wertfreie Wissensaufbau und die Qualifizierung in E-Learning und Blended Learning Arrangements mit praxis- und projektorientiertem Lernen zum Aufbau von wertebeladenem Erfahrungswissen kombiniert. Blended Learning entwickelt sich zum Social Blended Learning, bei dem die personalisierten Lernprozesse nicht mehr durch Curricula, sondern durch herausfordernde Praxisaufgaben und -projekte bestimmt werden.

Eine zentrale Rolle in den selbstorganisierten Qualifikations- und Kompetenzentwicklungsprozessen bilden menschliche Lernpartnerschaften (Co-Coaching), die systematisch in die Lernkonzeptionen eingebunden werden. Das Erfahrungswissen wird in regelmäßigen Jour fixes oder mit Social-Software in Communities of Practice ausgetauscht und gemeinsam weiterverarbeitet.

In ihren individuell geplanten Lernprozessen nutzen die Lernenden formales Wissen in modularisierter Form sowie wertebeladenes Wissen in Form von Erfahrungswissen, Diskussionsbeiträgen oder Praxisbeispielen. Die formellen Lernherausforderungen, aber auch die Problemstellungen in Projekten und in der Praxis werden gemeinsam mit LernpartnerInnen bearbeitet. Das Wissen über die Erfahrungen in der Umsetzung der Lösungen bringen sie in ihr Netzwerk ein. Das neu erworbene Erfahrungswissen sowie die Diskussionsergebnisse werden in das Lernsystem integriert, sodass der gemeinsame Wissenspool einen dynamischen Charakter bekommt.

In Blended Learning Arrangements übernehmen Web Based Trainings u.a. die Rolle, auch problemorientierte Aufgaben und Fallstudien, die im Rahmen der Learning Community oder später im Workshop besprochen werden, in den Lernprozess einzubringen.

Quellenangaben

MMB Trendmonitor 2018-2019

Literaturhinweise

  • SAUTER, W.; SAUTER, R.; WOLFIG, R. (2018): Agile Werte- und Kompetenzentwicklung. Wege in eine neue Arbeitswelt. Berlin
  • ERPENBECK, J.; SAUTER, S.; SAUTER, W. (2015): E-Learning und Blended Learning. Selbstgesteuerte Lernprozesse zum Wissensaufbau und zur Qualifizierung. Wiesbaden
  • SAUTER, A.M./SAUTER, W. (2002; Aufl. 2004): Blended Learning – Effiziente Integration von E-Learning und Präsenztraining, Unterschleißheim

Photo by You X Ventures on Unsplash

 

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