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Warum werden Werte immer wichtiger?

Werte und Kompetenz

Warum werden Werte immer wichtiger?

„Ein klarer Wertekanon, kombiniert mit verantwortungsbewusster Führung, konsistenten Entscheidungen und einer umfassenden, transparenten Kommunikation erfüllt den Anspruch, Orientierung zu geben. Eine kontinuierliche, lebendige Debatte um Werte – und immer wieder auch um deren Wandel – ist dabei nicht lästig, sondern unerlässlich.“ (- Sven Korndörffer, Commerzbank AG in Only the Best Magazin, 2022).

Das VUCA-Konzept beschreibt seit Jahrzehnten eine Arbeitswelt mit agilen und selbstorganisierten Denk- und Handlungslogiken. Zwischenzeitlich ist die Welt immer chaotischer geworden, beispielsweise aufgrund von globaler Pandemie, kriegerischen Katastrophen, unterbrochenen Lieferketten, Energiekrise oder Klimawandel, so dass dieses Konzept die aktuellen Herausforderungen nicht mehr umfassend erklärt.

Die heutige Arbeitswelt beschreibt BANI[1]:

  • B:rittle (brüchig): Der Ausfall eine wichtigen Komponente, z. B. in einer Lieferkette, kann zu einer Folge von Ausfällen führen. In solchen disruptiven Herausforderungen werden vor allem tief verankerte, handlungsleitende Werte, die auf Erfahrungen und Überzeugungen beruhen, benötigt.
  • A:nxious (ängstlich, besorgt): In einem ängstlichen Umfeld erscheint jede Entscheidung als potentziell katastrophal. Deshalb gewinnt der Wert Achtsamkeit immer mehr an Bedeutung.
  • N:on-linear (nicht-linear): Die Zusammenhänge zwischen Entscheidungen und deren Folgen sind immer weniger vorhersehbar, z. B. in der Klimapolitik. Umso wichtiger werden Werte wie Verantwortung und Respekt.
  • I:ncomprehensible (unbegreiflich): Immer mehr Ereignisse und Entscheidungen erscheinen uns unlogisch. Deshalb gewinnt die Intuition, die sich letztendlich aus den verinnerlichten Werten ableitet, an Bedeutung.

Folglich genügt es nicht mehr, die Mitarbeitenden mit Vorratswissen zu „füttern“ und sie zu „belehren“. Sie müssen vielmehr befähigt werden, die skizzierten Herausforderungen heute und in der Zukunft selbstorganisiert bewältigen zu können. Diese Kompetenzen basieren, anders als Wissen, auf eigenen Erfahrungen, auf verinnerlichten (interiorisierten) Werten.

Werte sind als Ordner selbstorganisierten Handelns Kerne von Kompetenzen:

Insgesamt werden die Menschen tendenziell immer mehr eigenverantwortlich und selbstorganisiert agieren. Selbstorganisation erfordert wiederum Motivation und Orientierung, also Werte, die sich im Mindset und damit in der Haltung der Mitarbeitenden niederschlagen.

Je offener die Zukunft – und je unklarer der konkrete Lernbedarf –, desto wichtiger werden Werte.

Werte ermöglichen das selbstorganisierte, kompetente Handeln der Mitarbeitenden und Teams, auch wenn sie nicht alle Informationen, die für eine Entscheidung notwendig wären, besitzen. Dies ist in der Praxis der Regelfall. Erst Werte ermöglichen ein Handeln unter Unsicherheit, sie überbrücken oder ersetzen fehlendes Wissen, schließen die Lücke zwischen Wissen und dem Handeln. Studien zeigen, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen den im Unternehmen gelebten Werten bzw. der Unternehmenskultur und dem Unternehmenserfolg gibt. Als erfolgsfördernd wirken dabei Faktoren wie Vertrauen und Kooperation, als erfolgsmindernd Faktoren wie Misstrauen, Abstand und Festhalten am Bewährten.[2]

Hanno Goggin stellte 2020 am Beispiel des Wertes Nachhaltigkeit fest: „… nachhaltiges Wirtschaften steigert die Mitarbeitermotivation, zieht kompetente Mitarbeitende an und hält sie, verbessert die Reputation des Unternehmens, festigt Kundenbeziehungen und erhöht die Kosteneffizienz beim Einsatz von Energie und Materialien, so dass die Wettbewerbsfähigkeit steigt.“ Deshalb wundert es nicht, wenn Larry Fink (2022), CEO von Blackrock, dem weltweit größten Vermögensverwalter konstatierte: „Wir haben Nachhaltigkeit ins Zentrum unseres Handelns gerückt. Nicht etwa weil wir jetzt Umweltschützer, sondern weil wir Kapitalisten sind“.

Für große Unternehmen ist es deshalb zwischenzeitlich fast eine Selbstverständlichkeit, sich zum nachhaltigen Handeln und der sozialen Verantwortung zu bekennen (Corporate Social Responsibility – CSR). Aus diesem Grunde erfordert die zukunftsorientierte Gestaltung des betrieblichen Bildungssystems eine integrierte werte- und kompetenzorientierte Mitarbeitendenentwicklung.

Zu Unternehmenskultur und zum Wertemanagement gehört, dass sich ein Unternehmen selbst klar wird, welchen Werten es folgt, was seine Unternehmenskultur real ausmacht, wie es angesichts zukünftiger Aufgaben und strategischer Ausrichtungen seine Werte entwickeln will und wie die zu entwickelnden Werte von den Mitarbeitern so zu eigenen Emotionen und Motivationen verinnerlicht werden, so dass sie im Interesse des Unternehmens denken und handeln.

Werteerfassung und gezielte Werteentwicklung gehören deshalb heute zum Kerngeschäft des Unternehmens.


[1] Vgl. https://stephangrabmeier.de/bani-vs-vuca/#infografik

[2] https://www.controlling-wiki.com/de/index.php/Werte:_Auswirkungen_auf_den_Unternehmenserfolg