Seit September 2013 ist Gabi Reinmann, der wir viele spannende Beiträge zu innovativen Lernsystemen verdanken, Professorin für Hochschuldidaktik und Vizepräsidentin für Lehre & Didaktik an der privaten Zeppelin Universität in Friedrichshafen.
Während die überwiegende Zahl der privaten Hochschulen sich mehr durch bekannte Namen als durch innovative Lehr- und Lernkonzepte zu profilieren sucht, wagt die Zeppelin- Universität mit Gabi Reinmann damit einen Quantensprung. In einem ersten Schritt hat sie ein Positionspapier (http://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2013/11/Positionspapier_DigEd_08_11_13_LSHochschuldidaktik.pdf) für den Einsatz digitaler Medien in der Lehre veröffentlicht, das für eine Hochschule erstaunliche Ziele formuliert.
Die Leitlinie dieses Papiers lautet: Kein Medieneinsatz ohne hochschuldidaktische Begründung, d.h. ohne Verpflichtung zum akademischen Lehren und Lernen mit dem Ziel Bildung durch Wissenschaft. Digitale Medien werden dabei als integraler Bestandteil eines Bildungsraums gesehen, der neue Spiel- und Freiräume schafft. Dieser wird nicht nur materiell (Gebäude), sondern auch virtuell definiert und nicht nur durch die Lehrenden, sondern auch durch die Lernenden mit „Objekten“ , d.h. Inhalten, Strukturen, Methoden oder Werkzeuge, gefüllt. Digitale Medien verändern damit den gestalteten und den zu gestaltenden Bildungsraum.
Die didaktische Gestaltung des Bildungsraumes umfasst die Architektur, d.h. Strukturen und Werkezeuge, sowie die Dramaturgie, d.h. Prozesse und Rollen mit dem Merkmal der Selbstorganisation. Dabei verbinden sich virtuelle und materielle Bildungsräume, so dass materielle Bildungsräume erweitert und entlastet werden können.
Daraus leiten sich keine direkten Folgerungen oder Gestaltungsempfehlungen für die Bildungspraxis ab. Das Konzept des Bildungsraums liefert dafür einen Maßstab für die Bewertung mediendidaktischer Ideen, Konzepte und Umsetzungen.
Ähnlich wie in dem Konzept des Ermöglichungsrahmens in der betrieblichen Bildung, das ich hier schon diskutiert habe, umfasst dieser Bildungsraum u.a. folgende Elemente: Bildungsressourcen in Form von Schriften, Vorträgen und Diskussionen, einschließlich Open Educational Resources, Blended Learning Angebote, Online Learning in verschiedenen Ausprägungen, Online Coaching, e-Portfolios, Projektmanagement-Tools, Datenbanken zur Recherche, Software zur Datenerhebung und –auswertung, Digitale Publikationsplattformen und Lernen im Netz (Social Media)…
Ich bin sehr gespannt, wie dieser richtungsweisende Ansatz konkret in die Studienpraxis umgesetzt wird. Als besonders hohe Herausforderung sehe ich den notwendigen Kulturwandel und den damit verbundenen Veränderungsprozess, den die Zeppelin Universität initiieren muss. Alle Beteiligten, von der Hochschulleitung über die „Lehrenden“, die wir zukünftig vermutlich anders bezeichnen müssen, bis zu den Lernenden müssen Ihr Selbstverständnis und ihre Rollen grundlegend verändern. Ich wünsche Gabi Reinmann dafür die Kraft und das notwendige Durchhaltevermögen und freue mich auf die Erfahrungsberichte und die Anregungen für unsere Bildungsarbeit, die sich daraus ableiten lassen.