Workplace Learning, die Kompetenzentwicklung am Arbeitsplatz und in Arbeitsprozessen, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dadurch verändern sich nicht nur die Lernorte, sondern vor allem die Ziele und Inhalte betrieblichen Lernens, aber auch die Lernmethodik. Dies setzt eine weiter entwickelte Lerntechnologie voraus. Aus der Entwicklung unserer betrieblichen Lernsysteme leiten sich folgende Anforderungen an diese Lerninfrastruktur ab:
- Lernen im Netz(-werk): Lernen findet zunehmend mit Lernpartnern und experten in kooperativer und kollaborativer Form statt.
- Learning on demand: Das System liefert das erforderliche Wissen, damit der Lerner seine Problemstellungen in der Praxis oder in Projekten lösen kann. Neben dem formellen Wissen wird ihm auch das Erfahrungswissen von Lernpartnern und Experten passgenau zur Verfügung gestellt.
- User generated content: Die Lerner können Inhalte selbst erstellen. Die Lerninhalte erhalten damit einen dynamischen Charakter.
- Lernerorientierte Administration: Kompetenzorientiertes Lernen setzt selbstorganisiertes Lernen voraus. Dies beinhaltet beispielsweise die Definition der Praxisprojekte und der Kompetenzziele durch die Lerner. Deshalb werden die Lerner ihre Kompetenzlernprozesse selbst administrieren.
- Semantische Netze: Mit semantischen Netzen können Kompetenzentwicklungsprozesse gezielt vorbereitet und begleitet werden.
Die meisten Learning Management Systeme (LMS) sind für kursorientierte Lernsysteme mit dem Ziel, formelles Wissen zu vermitteln, konzipiert. Wir benötigen jedoch zukünftig LMS, die insbesondere auch das eigenverantwortliche und selbstorganisierte Lernen ermöglichen. Deshalb beschäftigen wir uns u.a. mit Drupal Community LMS (DrupaLMS), mit dem eine Lernumgebung geschaffen werden kann, die auf folgenden Überlegungen basiert:
Die Lerner
- arbeiten selbstorganisiert und gemeinsam an Lernaufgaben und realen Problemstellungen,
- die Ergebnisse der Lernprozesse werden unmittelbar sichtbar und dokumentiert („Portfolio-Ansatz“),
- die einzelnen Lerner, Lerntandems und -gruppen werden sichtbar und können miteinander mittels Web 1.0- und Web 2.0-Instrumenten kommunizieren,
- jeder Teilnehmer kann Anmerkungen, Kommentare und Wertungen abgeben,
- die Lernbegleiter und die Lerner können Texte, Materialien, Verweise und Werkzeuge einstellen und gemeinsam weiter entwickeln,
- relevantes Wissen aus dem Internet wird per Newsfeeds aggregiert und zur Verfügung gestellt,
- Befragungen können einfach erstellt und ausgewertet werden,
- es können abgestufte Formen der „Privatheit“ von Beiträgen ermöglicht werden,
- die komfortable Editierfunktionen bietet, ähnlich wie bei Wikis üblich.
DrupaLMS ist eine freie Software, entwickelt durch die Drupal Community und unterscheidet sich von vielen anderen LMS insbesondere durch seine lebendige und weltweite Online-Community mit fast 800.000 registrierten Nutzern und nahezu 17.000 Entwicklern). Vorraussetzungen für den Betrieb sind ein Webserver, PHP und eine SQL-fähige Datenbank (z.B. MySQL oder PostgreSQL).
Uns machen bei DrupaLMS vor allem folgende Merkmale neugierig:
Drupal
- weist eine enorme Flexibilität auf,
- ermöglicht differenzierte Benutzer- und Rechtesysteme,
- dient der Organisation, Steuerung und Flankierung selbstgesteuerter und –organisierter Lernprozesse,
- schafft persönliche Lernräume (E-Portfolio),
- bietet den Lernern die Möglichkeit, sich selbst in frei gewählten Gruppen zu organisieren,
- nutzt die Möglichkeiten der synchronen und asynchronen Interaktion mit Web 1.0 und 2.0 Instrumenten, aber auch von Videochats,
- bietet professionelle Möglichkeiten der Contenterstellung,
- nutzt semantische Werkzeuge (RDFa),
- macht die Visualisierung mit Mindmaps möglich …
Wir sind auf die Erfahrungen mit diesem System gespannt.
Ihr
Werner Sauter