Sind die Entscheider in einem Unternehmen davon überzeugt, die Kompetenzentwicklung ihrer Mitarbeiter und Führungskräfte zu ermöglichen, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie diese vielfältigen Prozesse gesteuert und begleitet werden können. Es wird also ein Kompetenzmanagementsystem benötigt. Was bedeutet das eigentlich? Wenn man davon ausgeht, dass Kompetenzen nur durch die Mitarbeiter selbst entwickelt werden können, ist dann überhaupt ein Management der Kompetenzen im Unternehmen möglich?
Kompetenzmanagement ist eine Managementdisziplin, mit der die Kompetenzen im Unternehmen aktiv gesteuert werden sollen. Ziel ist es, die Potenziale der Unternehmen im Bereich der Mitarbeiterkompetenzen effektiv zu nutzen und zielorientiert zu entwickeln.
Kompetenzen entstehen in einem permanenten, selbstorganisierten Entwicklungsprozess aller Mitarbeiter und Führungskräfte, der beim Austausch von Daten und Informationen beginnt und in der Kompetenz mündet. Kompetenzmanagement baut dabei auf dem Daten- und Informationsmanagement sowie dem Wissensmanagement auf. Dieser Ansatz kann dabei nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn er sich an Unternehmenszielen ausrichtet und die Denk- und Handlungsweisen aller Beteiligten, vom Lerner über die Trainer, Coaches bzw. Tutoren bis zu den Führungskräften, sich grundlegend verändern.
Deshalb ist Kompetenzmanagement immer auch Veränderungsmanagement, das in einem ganzheitlichen, strategisch orientierten Implementierungsprozess gestaltet wird. Es verknüpft dabei die Ebenen der Mitarbeiter mit ihren Kompetenzprofilen sowie die Kernkompetenzen der Unternehmen und umfasst alle Bereiche der Kompetenzerfassung und Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmung zu optimieren.
Für die Strategie des Kompetenzmanagements sind folgende Leitfragen zu beantworten:
· Welche Ziele leiten sich aus der Unternehmensstrategie für das neue Kompetenzentwicklungssystem ab?
· Welche relevanten Themen bzw. Projekte und realen Herausforderungen sind zu bearbeiten?
· Welche Prozesse sind im Unternehmen erforderlich, um diesen Transfer ins Unternehmen zu ermöglichen?
· Welche Ressourcen ist das Unternehmen bereit zu investieren?
· In welcher Weise wird das Bildungsmanagement in den Strategieentwicklungsprozess mit einbezogen?
· Ist es sinnvoll, externe Kompetenz für die Ermöglichung von Kompetenzentwicklungsprozessen mit einzubeziehen?
· Welche Kompetenzen benötigt das Unternehmen im Rahmen der zukünftigen Strategie?
· Welche Lernziele leiten sich aus der strategischen Zielrichtung für die einzelnen Entwicklungsmaßnahmen ab?
· Anhand welcher exemplarischer Problemstellungen bzw. Projekte können diese Ziele am besten verfolgt werden?
· Welche methodischen Elemente sind am besten geeignet?
· Welche Rollen übernehmen Führungskräfte und Bildungsmanager in diesen Prozessen?
· Wie wird die Qualität dieser Lernprozesse überprüft und gesichert?
Kompetenzmanagement ist also möglich, aber im Sinne einer „Ermöglichungsdidaktik“, die den Mitarbeitern und Führungskräfte ein Lernsystem bietet, in dem sie ihre Kompetenzen selbstorganisiert im Rahmen realer Herausforderungen in der Praxis entwickeln können. Für diese Neupositionierung des Bildungsbereiches müssen viele liebgewonnen Rollenelemente über Bord geworfen werden. Es lohnt sich aber, diesen Weg zu gehen, weil damit der Bildungsbereich in der Zukunft eine strategische Schlüsselposition übernimmt.
Ihr
Werner Sauter