Kompetenzmanagement geht nicht ohne Wertemanagement

 

Allzu oft geht die Beschäftigung mit Werten nicht über die Feststellung hinaus, dass sie ungeheuer wichtig und notwendig seien. Aber welche Werte, wann und wo, für wen, konkret? Da stellt sich kein Begriff zur rechten Zeit ein. Da herrscht nicht selten große Sprachlosigkeit.

Jedes absichtsvolle menschliche Handeln ist wertgegründet. Ohne Werte gibt es keine Kompetenzen, also keine Fähigkeiten zu selbstorganisiertem, kreativem Handeln. Alle gegenteiligen Behauptungen sind unzutreffend (vgl. Erpenbeck & Sauter 2017 in Arbeit).

Werte

  • können nach den vier Grundwertearten Genuss, Nutzen, Ethik und Politik (Macht) und ihren jeweiligen Spezifikationen, die nicht miteinander vergleichbar sind, unterschieden werden,
  • sind Ordner oder Handlungsanker der Selbstorganisation, d.h. sie bestimmen das individuell-psychische und sozial-kooperativ-kommunikative menschliche Handeln oder beeinflussen es zumindest sehr,
  • bilden die Kompetenzkerne, aber nur, wenn sie aufgrund von eigenen eRfahrungen verinnerlicht – interiorisiert – werden,
  • ermöglichen ein Handeln auch unter Unsicherheit, sie überbrücken oder ersetzen fehlende Kenntnisse, schließen die Lücke zwischen Kenntnissen einerseits und dem Handeln andererseits,
  • können nicht instruktional vermittelt oder gelehrt werden; vielmehr ist die Interiorisation (Verinnerlichung) von Werten in Form eigener Emotionen und Motivationen durch jeden einzelnen Mitarbeiter der Schlüsselprozess jeder Wertaneignung und damit auch jedes wirksamen Wertemanagements.

Wir benötigen darum für die Entwicklung von Werten Prozesse, die den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihre Werte und damit ihre Handlungssicherheit selbstorganisiert bei der Bearbeitung von herausfordernden Aufgaben in der Praxis und in ihrem Netzwerk zu entwickeln. Damit ist Kompetenzentwicklung immer auch Wertentwicklung.

Erst die Interiorisation von Wertungen, ihrer Aneignung in Form eigener Emotionen und Motivationen macht Werttheorien praktisch nutzbar. Nicht interiorisierte Werte sind wirkungslos und damit ziemlich wertlos. Deshalb besteht das Ziel des Wertemanagements darin, die Interiorisierung der gewünschten Werte zu ermöglichen.

Jede Kompetenzart kann auf der Grundlage jeder der Wertearten handlungsmäßig realisiert werden. So kann beispielsweise eine hohe sozial – kommunikative Kompetenz auf dem Genuss des Miteinander oder dem miteinander des Genusses, der Freude an Festen, Feiern und Ritualen beruhen (Genusswerte), sie kann sich aus dem bewussten Nutzen von Kommunikationsnetzen ergeben (Nutzenswerte), sie kann auf der bewusst gleichen Beachtung und Einbeziehung aller Meinungen von anderen beruhen (ethische Werte) und sie kann auf dem Einbringen der eigenen Kommunikationsfähigkeit in strukturierte soziale und politische Prozesse beruhen (politische Werte).

Kompetenzen und Werte sind damit eng miteinander verknüpft. Verknüpft man Kompetenzen mit den jeweiligen Werten, die im Entwicklungsprozess maßgeblich sind, erfährt man, warum Mitarbeiter in einer bestimmten Weise handeln.

Das Management von Werten verstehen wir als ein System von Maßnahmen zur Gestaltung, Steuerung sowie Weiterentwicklung der selbstorganisierten Wertaneignung und –entwicklung auf individueller, teambezogener und organisationsbezogener Ebene, um die strategischen Ziele der Organisation zu erreichen.

Das Ziel des Wertemanagements besteht folglich darin, die personalisierte Wertinteriorisation aller Mitarbeiter einer Organisation innerhalb eines normativen Orientierungsrahmens zu ermöglichen. Wertentwicklung ist wiederum die notwendige Voraussetzung für die Kompetenzentwicklung.

Werte können nicht direkt gemanagt werden. Organisationen können aber den Rahmen gestalten, in dem Werte auf der Ebene der Organisation, der Teams und der Organisation selbstorganisiert interiorisiert werden. Das Wertemanagement ist damit die Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Kompetenzentwicklung, da Werte ein Handeln auch unter kognitiver Unsicherheit erst möglich machen.

 

Erpenbeck, J. unter Mitarbeit von Sauter, W. (2017 in Arbeit): Werte, Wertungen. Das Buch der Grundlagen für Bildung und Organisationsentwicklung. Heidelberg, Berlin

Erpenbeck, J.; Sauter, W. (2017 in Arbeit): Werte, Wertungen. Das Fieldbook für ein erfolgreiches Wertemanagement. Heidelberg, Berlin

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