Kompetenzorientierte Lernprogramme – ein Widerspruch in sich?

Web Based Trainings sind im Regelfall Elemente formeller Lernprozesse, die vor allem die Aufgabe haben, gesichertes Wissen aufzubauen. Kompetenzentwicklung basiert dagegen aber vor allem auf informellen Lernprozessen. Können Lernprogramme dann überhaupt dazu beitragen, die Kompetenzentwicklung zu ermöglichen?

Nach unseren Erfahrungen ist dies sehr wohl möglich,sofern die Lernprogramme bestimmt Bedingungen erfüllen. Kompetenzorientierte Lernprogramme

  • sind nicht das Endprodukt, sondern die notwendige Voraussetzung für Kompetenzlernen, d.h. sie schaffen die Basis für selbstorganisierte Kompetenzlernprozesse,
  • orientieren sich konsequent am Vorwissen und an der Erfahrungswelt der Lerner,
  • ermöglichen vielfältige Interaktionen zwischen den Inhalten und dem Lerner, aber auch zwischen den Lernern untereinander und mit Experten (Lernen im Netz),
  • geben den Lernern einen Spielraum, selbst zu entdecken, kreativ zu sein und Inhalte selbst zu erstellen, z.B. über Reflexionen,
  • beinhalten heraufordernde (dissonanzerzeugende) Transferaufgaben oder Projektaufträge,
  • ermöglichen bzw. initiieren Feedback auf die Aktionen der Lerner, z.B. in den Workshops und über eine Community of Practice,
  • unterstützen die Lerner inhaltlich und methodisch bei der Problemlösung,
  • lassen den Lernern die Möglichkeit, ihren Kompetenzlernprozess weitgehend selbst zu gestalten und zu organisieren,
  • werden laufend auf Basis der Arbeitsergebnisse der Lerner dynamisch weiter entwickelt.

Eine „echte“ Interaktion zwischen Lerner und Lernprogramm, die diesen Anforderungen genügt, ist in der Praxis, meist schon aus Kostengründen, kaum möglich. Darauf müssen wir noch fünf bis zehn Jahre warten, bis semantische Systeme diesen Anforderungen genügen können. Deshalb ist es wichtig, dass Lernprogramme heute  zielorientierte Konflikte induzieren. Dies ist z.B. dadurch möglich, dass über dissonante Übungen und Transferaufgaben aus dem WBT die Lerner in ihrem Erfahrungsbereich eigene Lösungen entwickeln, die sie mit ihren Lernpartnern und in einer Community of Practice analysieren und gemeinsam weiter entwickeln. Damit bewegen sich die Lerner wieder in ihrem gewohnten Bereich der Problembearbeitung. Mit dem Konzept der kontextsensitiven Wissensbasis gibt das Lernprogramm dabei „minimale“ Hilfe bei der Problemlösung.

Web Based Trainings, die nach diesen Anforderungen gestaltet werden, können zwar keine Kompetenzen vermitteln,  aber sehr wohl einen Rahmen schaffen, in dem die Lerner diese selbstorganisiert und kreativ  entwickeln können.

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