In Zeiten des demografischen Wandels wird die Weiterbildung berufstätiger Menschen immer häufiger als Aufgabe an die Hochschulen herangetragen. In ihrem Sammelband „Vom Lehren zum Lebenslangen Lernen. Formate akademischer Weiterbildung“ (Münster u. a. O. 2013) gehen Eva Cendon und ihre Kolleginnen und Kollegen von der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) der Frage nach, wie hierfür adäquate Studienmodelle und -formate aussehen können.
In diesem Band untersuchen die Autorinnen und Autoren die Frage, wie Studienmodelle und -formate für die Weiterbildung aussehen können. Anhand konkreter Beispiele stellen sie spezifische Lehr-Lern-Formate vor und gehen auf methodisch-didaktische Aspekte flexibilisierter Studienangebote und die Förderung der Reflexionsfähigkeit Studierender ein. Sie zeigen auf, welche Rolle die Lehrenden in der akademischen Weiterbildung einnehmen und welche Bedeutung der Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft zukommt.
Damit wollen sie praktisches Anschauungsmaterial zur Unterstützung der wachsenden Gemeinschaft innerhalb und außerhalb der Hochschulen liefern, die diese weiter an die Aufgabe des lebenslangen Lernens heranführen möchte. Hierbei gehen sie von fünf strategischen Leitlinien aus: Lebensphasenorientierung, Fokussierung auf die Lernenden, Lifelong Guidance, Kompetenzorientierung und Förderung der Teilnahme an Lebenslangem Lernen.
Es werden die Möglichkeiten beleuchtet, wie Lebenslanges Lernen ermöglicht werden kann. Eine besondere Rolle spielt dabei die Reflexionsfähigkeit. Die Lehrenden in der akademischen Weiterbildung werden dabei zu Mittlern der Fähigkeit zu dieser Reflexion. Ihre Aufgabe besteht vorrangig darin, die Lernenden zu „ermuntern, mit ihrem eigenen Wissen zu arbeiten“. Die Gestaltung der Studiengänge muss immer mehr in Kooperation mit der Nachfrageseite erfolgen.
„Lehr-Lern-Formate“ der akademischen Weiterbildung müssen Kompetenzentwicklung und damit eine „adäquate“ Mischung zwischen Theorie und Praxis ermöglichen. Es gilt deshalb, die Reflexion systematisch in das Lehr-Lern-Geschehen zu integrieren. Die Lehrenden werden zum „Facilitator“ des selbstorganisierten Lernens der Studierenden. In diesem Abschnitt werden konkrete Lösungskonzepte, für die Weiterbildung, vom E-Portfolio über Living Cases, Simulationsspiele, Tandemlernen, Field-Trip bis zum Shadowing, erläutert.
Beim Lesen dieses Sammelbandes bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück. Den Autorinnen und Autoren gelingt es zwar in diesem Sammelband, die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen und den innovativen Ansatz der Weiterbildung in der DUW, die durch den Ansatz des Lebenslangen Lernens geprägt ist, deutlich heraus zu arbeiten. Besonders der 3. Abschnitt vermittelt neue Ansätze des Lebenslangen Lernens im Kontext einer weiterbildungsorientierten Hochschule. Ich hätte es begrüßt, wenn dieser Teil einen größeren Raum erhalten hätte. Trotzdem bleibt die Frage weitgehend offen, wie das Lernen am Workplace, im Prozess der Arbeit und im Netz, durch diese Angebote der Hochschule ermöglicht werden kann.
Obwohl sich das Thema der Kompetenzentwicklung durch das ganze Werk zieht, bleibt für den Leser das zugrunde gelegte Kompetenzmodell und die Kompetenzmessung weitgehend im Nebel. Das Werk bietet insgesamt aber eine Vielzahl von spannenden Anregungen für die Weiterbildungsarbeit einer Hochschule. Offen bleibt die Frage, warum das Modell einer Private-Public Partnership einer staatlichen Hochschule und eines Bildungsverlages mit dieser Lernkonzeption bereits nach kurzer Zeit zu Ende war.