Lernen in semantischen Netzen

In den kommenden zehn Jahren werden IT-Lösungen in der Lage sein, Lernprozesse von Lernern aktiv mit zu steuern und tutoriell zu begleiten. Hierbei werden semantische Netze eine zentrale Bedeutung spielen. Da sich Lernsysteme im Regelfall langfristig weiter entwickeln, ist es notwendig, sich bereits heute Gedanken darüber zu machen, was semantische Netze für das Lernen im betrieblichen Kontext bedeuten.

Berners-Lee, der Begründer des World-Wide-Web, prägte auch den Begriff Semantic Web, in dem Informationen mit eindeutigen Bedeutungen verknüpft werden, um die Kommunikation zwischen Mensch und Computer zu erleichtern. Semantische Netze sind formale Modelle von Begriffen und qualifizierten Beziehungen (Relationen). Dabei werden Relationen, Hierarchien und Synonyme der Bedeutung nach logisch vernetzt. Dadurch kann relevantes Wissen schneller und treffender gefunden werden. Weiterhin werden versteckte und implizite Zusammenhänge zwischen Daten sichtbar gemacht.

Ontologien sind die Voraussetzung für semantische Netzwerke. Sie beschreiben Konzepte und ihre Beziehungen innerhalb einer Wissensdomäne und machen es möglich, Inhalte interpretieren zu können. Damit kann der Computer für den Menschen Vernetzungstätigkeiten übernehmen. Sie erleichtern damit die Kommunikation zwischen Menschen und Computersystemen.

Semantik als die Lehre von der Bedeutung von Termini, Aussagen, Operatoren und aus ihnen zusammengesetzten sprachlichen Gebilden ist immer auch die Lehre von der wertenden, beurteilenden Funktion von Sprache und Kommunikation. Damit greift die Entwicklung semantischer Netze in die zentralen Prozesse der Kompetenzentwicklung, nämlich in die Prozesse der Verinnerlichung von Regeln, Werten und Normen ein. Semantische Überlegungen, Techniken und Ansätze spielten in bisherigen Verfahren des Lernens, auch des Kompetenzlernens, wie wir es mit projektorientiertem Blended Learning in Verbindung mit Social Software umsetzen, noch kaum eine Rolle. Das wird sich absehbar ändern.

Seit Osgood in seiner Schrift mit dem schlagwortartigen Titel „Die Bedeutung der Bedeutung“ das semantische Problem neu beleuchtete, ist eine unendliche Literatur zu diesem Gegenstand publiziert worden. Für die Entwicklung von zukünftigen Lernsystemen ist entscheidend, dass Semantik nicht nur eine Theorie der Wortbedeutungen umfasst, sondern dass Bedeutungen einen wertenden und wertkommunizierenden Aspekt besitzen. Nur dadurch wird es möglich, dass Kommunikation, wie Schulz von Thun mit seinem berühmten Kommunikationsquadrat hervorhob, den verbalen Transport von Emotionen und Motivationen mit umfasst und dass sie nun auch als Computerkommunikation, also nicht nur über, sondern mit dem Computer solche Momente mit umfasst. Dies ist jedoch eine Voraussetzung für Kompetenzentwicklung.

Mit der zunehmenden Rolle von semantischen Netzwerken wird eine doppeldeutige Situation entstehen. Einerseits präsentieren die Netze eine komplexe, selbstorganisierende Wirklichkeit in abgespeckter Form. Andererseits sind die Netzwerke selbst Teil des komplexen, selbstorganisierenden Realität. Kompetenz besteht damit zunehmend in Fähigkeit, mit beidem und mit den Verbindungen untereinander umzugehen.

Die zukünftigen Lernmodelle werden vermutlich drei Ebenen aufweisen:

• Basisniveau: Wissensvermittlung und Qualifizierung

• Semantisches Niveau: Analyse, Synthese und Entscheidung über Methoden, Wissen und Instrumente, die für Problemlösungen zu nutzen sind, mit Hilfe semantischer Netze.

• Kompetenzniveau: Ermöglichung der Entwicklung der Problemlösungsfähigkeit in der Praxis (Selbstorganisationsdispositionsfähigkeit)

Mit Hilfe der semantischen Netze können Kompetenzentwicklungsprozesse gezielt vorbereitet und begleitet werden. Der Computer entwickelt sich zum effizienten Lernpartner. Dies wird eine spannende Entwicklung werden.

Werner Sauter

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