Microlearning – ein Lernsystem der Zukunft?

Vergangene Woche war ich als Referent und Teilnehmer auf dem Kongress Microlearning 5.0, die von Prof. Dr. Peter A. Bruck und seinem Team hervorragend organisiert wurde. Zwei Tage lang haben wir in einem internationalen Teilnehmerkreis die Möglichkeiten diskutiert, die sich durch Microlearning ergeben. MicroLearning ist eine innovative Form des technologiegestützten Lernens, das auf dem Lernen in kleinen, zunehmenden Schritten basiert. Mit sogenannten Microsteps, die vom System vorgeschlagen werden, wenn der PC oder das Mobiltelefon nicht genutzt werden („Push-System“), können Lernschritte zwischendurch absolviert werden, ohne dass eine spezielle Lernumgebung oder ein größerer Zeitaufwand nötig wären. In diesem Verständnis ist Microlearning ein personalisiertes, digitales „Lernkartensystem“. Diese Lernaktivitäten basieren auf einer Vielzahl von modularisierten Wissens-und Übungselementen, sogenannten „Wissensnuggets“. Das Ziel ist, Wissen konsequent und systematisch aufzubauen. Damit eignet sich sich Microlearning sehr gut dazu, Wissen zu vermitteln und zu sichern.

Ich bin der Meinung, dass diese Eingrenzung von Microlearning zu kurz greift. In kompetenzorientierten Lernsystemen steht nicht die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Veränderung der Handlungsweisen der Lerner in Hinblick auf die Kompetenzziele. Das erforderliche Wissen, zur rechten Zeit am rechten Ort, ist die notwendige Voraussetzung für diese Lernprozesse. Ich sehe dabei in Microlearning ein großes Potenzial für kompetenzorientiertes Lernen, wenn folgende Anforderungen erfüllt werden:

  • Learning on demand: Das System liefert dem Lerner bei Bedarf das erforderliche Wissen, damit er seine Problemstellungen in der Praxis oder in Projekten zeitnah und fundiert lösen kann. Dabei wird ihm nicht nur das formelle Wissen, sondern auch das Erfahrungswissen, das von Kollegen in Form von Fallstudien, Projekttagebüchern oder Diskussionsbeiträgen eingebracht wurde, passgenau zur Verfügung gestellt. Die didaktisch-methodische Gestaltung der Lernkonzeptionen der Blended Solutions GmbH kann eine gute Basis dafür bilden. Wir vermitteln das formelle Wissen in unseren Web Based Trainings bereits seit vielen Jahren kontextsensitiv, d.h. jeweils der einzelnen Aufgabe in modularisierter Form zugeordnet. Diese „Wissensbasis“ und die entsprechenden Aufgaben können eine gute Basis für Microlearning bilden. In unseren kompetenzorientierten Lernprojekten nutzen wir auch bereits heute Projekttagebücher, meist in Form von Blogs, um das Erfahrungswissen der Lerner systematisch in die Lernprozesse zu integrieren. Deshalb wollen wir diesen Ansatz mit Hilfe von Microlearning in einem unserer nächsten Projekte entsprechend weiterentwickeln.
  • User generated content: Die Inhaltserstellung für Microlearning ist in den meisten System sehr einfach gestaltet. So können sie bei dem System Knowledge-Pulse® entweder direkt online über das Web-Fenster oder mit einem einfachen Excel-Template erstellt werden. Deshalb hoffe ich, dass diese Systeme in Kürze auch die Möglichkeit bieten, dass die Lerner ihr Erfahrungswissen, z.B. aus begleitenden Anwendungsprojekten, in das System einbringen können. Damit würde die Grenze zwischen formellem und informellem Wissen aufgeweicht. Dr Wissenspool der Unternehmung erhält einen dynamischen Charakter.
  • Lernerorientierte Administration: Bereits heute ist über ein Administratoren-Cockpit eine unmittelbare Zuordnung von Nutzern und Kursen , das Anlegen von neuen Nutzern und Gruppen sowie die Korrektur von Inhalten möglich. Kompetenzorientiertes Lernen setzt jedoch selbstorganisiertes Lernen voraus. Dies beinhaltet beispielsweise die Definition der Praxisprojekte und der der Kompetenzziele durch die Lerner selbst, evtl. in Abstimmung mit der Führungskraft oder dem Team. Deshalb wird es in solchen Lernszenarien zukünftig notwendig sein, dass die Lerner ihre Kompetenzlernprozesse selbst administrieren.

Ich sehe Microlearning erst am Anfang einer hoffnungsfrohen Entwicklung. Erfüllen die Micro-Learningsysteme in naher Zukunft die skizzierten Anforderungen, können sie zu einer wertvollen Optimierung selbstorganisierter Kompetenzlernprozesse beitragen. Dies wäre eine wichtige, professionelle Weiterentwicklung der „Ermöglichungsdidaktik“.

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