Vergangene Woche konnten wir wieder die Learntec erleben. Meine Eindrücke haben sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Es dominieren die technologischen Lösungen, konzeptionelle Innovationen findet man eher selten. Der Vertreter eines großen Unternehmens brachte es auf den Punkt: „Viele Einzellösungen, aber kein ganzheitlicher Ansatz“.
Auch ich war eingeladen, den Workshop „Mobile Learning – Chancen und Grenzen für einen kompetenzbasierten Lernprozess“ mit zu gestalten. Gerade Kompetenzentwicklung erfordert bedarfsorientiertes Lernen aus aktuellem Anlass, Reflexionen zur Weiterentwicklung des eigenen Wissens, Austausch von Erfahrungswissen mit anderen Personen und die Selbstorganisation der Lerner im Bereich der Lernmethoden, der eingesetzten Medien sowie der Einbeziehung von Lernpartnern oder Experten. Mobile Learning ist dagegen auf den ersten Blick eine technologische Lernlösung.
Unter Mobile Learning versteht man jede Art des Lernens, das stattfindet, wenn der Lernende nicht an einem festen, vorgegebenen Ort ist, oder das Lernen, wenn der Lernende Lernmöglichkeiten nutzt, die mobile Technologien bieten. Damit werden Lernprozesse ermöglicht, die in maßgeblichem Umfang mobile Computertechnologie in mobilen Kontexten nutzen, um einen deutlichen Mehrwert im Bereich der Qualifizierung und Kompetenzentwicklung zu bewirken.
Mobile Learning ist damit keine eigenständige Lernkonzeption. In Kompetenzentwicklungsprozessen können mobile Geräte jedoch eine, zunehmend wichtiger werdende, Rolle im Rahmen des Workplace Learning übernehmen, indem Sie die Möglichkeiten der Kommunikation und der Informationsabfrage an den Arbeitsplatz bringen und beschleunigen. Damit wird vor allem die Entwicklung der fachlich-methodischen Kompetenz, in geringerem Maße auch der Aktivitätskompetenz gefördert. Dabei genügt es nicht, bestehende E-Learning-Angebote einfach eins zu eins auf die Möglichkeiten mobiler Technologien zu überführen, vielmehr muss eine Lernarchitektur entworfen werden, innerhalb derer Mobiles Lernen im Prozess der Arbeit seine Stärken ausspielt und so ein umfassendes, den jeweiligen Lernbedingungen angepasstes Angebot entsteht. Dabei wird im Rahmen der Kompetenzentwicklung eine Personalisierung, die eine automatisierte Auswahl von Informations-, Lern- und Kommunikationsangeboten entsprechend der aktuellen Bedarfe, der vorhandenen Kompetenzen und der individuellen Kompetenzziele ermöglicht, immer wichtiger.
Die Leistungsmöglichkeiten dieser Geräte nehmen rasch zu, so dass ihre Bedeutung im Rahmen von Kompetenzentwicklungsprozessen wachsen wird. Neben allgemeinen Informationen, wie Nachrichten, Wettermeldungen und Börsennachrichten, können heute vielfältige, differenzierte Informationen, aber auch Bank- oder Gesundheitsdienstleistungen, losgelöst von Ort und Zeit abgerufen werden. Unternehmen nutzen diese Systeme, um z.B. Prozesse weltweit zu steuern. Die wichtigste Funktion liegt jedoch im Bereich der Kommunikation und der Kollaboration, d.h der netzbasierten, zeitgleichen Dokumentenbearbeitung und –verwaltung durch Lernpartner (Co-Coaching).
Die gesamte Administration der individuellen Lernprozesse liegt in Kompetenzentwicklungsprozessen in der Verantwortung der Lerner. Deshalb bietet ihnen das Lernsystem mit einem Ermöglichungsrahmen die Möglichkeit, ihre Lernprozesse selbstorganisiert zu planen, zu gestalten und zu dokumentieren. Dabei ist das System so ausgerichtet, dass die Lerner ihre Lernprozesse direkt im Prozess der Arbeit (Workplace Learning) unabhängig von Ort und Zeit (Mobile Learning) und nach dem individuellen Bedarf on demand (Micro Learning) gestalten und steuern können. Entscheidend ist, was den Mitarbeitern hilft, ihre Aufgaben besser zu erfüllen.
GDer relativ kleine Bildschirm und die erschwerten Eingabemöglichkeiten schränken den Einsatz von Mobile Learning in Lernszenarien unter Umständen ein. Unproblematisch ist der Zugriff auf Wissensbasen oder Informationsquellen, dagegen sind die Möglichkeiten der interaktiven Bearbeitung von Übungen und und der kollaborativen Lösung von Praxisproblemen sowie der schriftlichen Kommunikation zumindest in einzelnen Zielgruppen begrenzt.
Mobile Learning ist unabhängig davon eine zwingend notwendige Voraussetzung für die Entwicklung zum Workplace Learning, zur Verknüpfung von Arbeit und Lernen.