Betrachtet man die Veröffentlichungen zu aktuellen Ansätzen des Lernens kann es einem schwindelig werden. Die Vielzahl der Begriffe ist verwirrend und reicht von Talent- und Kompetenzmanagement oder Wissensmanagement über Lernende Organisation, Workplace Learning, Lebenslanges Lernen, Open Educational Resources und MOOC – Massive Open Online Courses -, Konnektivismus, Social Learning und Kompetenzlernen im Netz bis zu E-Learning, Blended Learning, Micro Learning, Mobile Learning oder Cloud Learning. Wie kann man mit dieser kreativen Vielfalt in der Praxis bei der Gestaltung der eigenen Lernsysteme sinnvoll umgehen?
Analysiert man diese Konzepte fällt auf, dass sie im Wesentlichen in eine Grundrichtung zeigen und viele Überschneidungen aufweisen. Wir haben dabei 7 zentrale Merkmale identifiziert, die innovative Lernkonzeptionen tendenziell kennzeichnen, auch wenn teilweise die Begriffe unterschiedlich genutzt werden:
- Individuelle Kompetenzziele formulieren: Zielformulierung im Sinne der Fähigkeit, Problemstellungen in der Praxis selbstorganisiert und kreativ lösen zu können, durch die Lerner selbst (evtl. in Abstimmung mit ihrer Führungskraft) und orientiert an den strategischen Erfordernissen und dem gemeinsamen Werterahmen, auf Basis regelmäßiger Kompetenzmessungen…
- Kultur des selbstorganisierten Lernens ermöglichen: Prozesse zur Veränderung der Lernkultur initiieren,Lernräume mit innovativen Lern- und Kommunikationsinstrumenten schaffen, die individuelles und organisationales Lernen fördern…
- Lernprozesse eigenverantwortlich planen und steuern: Gestaltung der individuellen Lernprozesse durch die Mitarbeiter und Führungskräfte auf Basis regemäßiger Rückmeldungen, evtl. Planungsinstrumente durch die Personalentwicklung bzs. das Kompetenzmanagement…
- Wissensaufbau und Qualifizierung selbstorganisiert mit neuen Medien ermöglichen: Formelles Lernen mit E-Learning und Blended Learning erfolgt bei Bedarf weitgehend eigenverantwortlich durch die Lerner; Möglichkeiten zur Nutzung von Open Educational Resources…
- Kompetenzentwicklung in den Prozess der Arbeit integrieren: Selbstorganisierter Kompetenzaufbau im Prozess der Arbeit und im Führungsprozess, Aufbereitung von Erfahrungswissen durch die Mitarbeiter und Führungskräfte…
- Lernbegleitung durch Co-Coaching und Coaches: Kompetenzaufbau in Lernpartnerschaften, in Teams und über Kollegiale Beratung; Coaching durch Lernbegleiter (E-Coaches) und Führungskräfte, Kollegiale Beratung…
- Kompetenzentwicklung im Netz ermöglichen: Kollaboratives Arbeiten und damit Lernen unter Nutzung von Social Software; Wert- und bedeutungsbezogene Kommunikation in sozialen Netzen; Reflexion und Dokumentation der eigenen Lernprozesse und –produkte, kompetenzorientiertes Wissensmanagement …
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich mit den aktuellen Tendenzen in der betrieblichen Bildung zu beschäftigen, weil man dort wichtige Anregungen für die eigene Bildungsarbeit erhalten kann. So wurden beispielsweise MOOC zwar ursprünglich für den Hochschulbereich konzipiert, wichtige Aspekte zur Gestaltung von Lernräumen können jedoch gewinnbringend auf die betriebliche Bbildung übertragen werden. Es geht also letztendlich darum, aus der Vielzahl der Lösungsvorschläge ein unternehmensbezogene Lernlösung zu kreieren, die den strategischen Anforderungen, dem Wertrahmen und der aktuellen Lernkultur in Ihrem Unternehmen gerecht wird.