Von unseren Kunden werden wir immer wieder nach den Möglichkeiten des Rapid E-Learning gefragt. Dieser Begriff wird häufig falsch verstanden, bis hin zur Meinung, dass es sich um ein neues Lernsystem handelt.
Der Begriff Rapid E-Learning ist irreführend, da das Ziel nicht darin liegt, schneller zu lernen, sondern webbasierte Inhalte schneller zu produzieren. In der Praxis nutzen eine Reihe von Unternehmen Rapid E-Learning Systeme, eine Wortschöpfung aus „Rapid Prototyping“ und „E-Learning“. Rapid Prototyping beschreibt die einfache, schnelle und kostengünstige Entwicklung von webbasierten Lerninhalten durch den Einsatz von klaren, vorgegebenen Strukturen im Layout, für die Gestaltung der Inhalte, den möglichen Darstellungen und Interaktionen, sowie des Erstellprozesses selbst. Die Autoren benötigen keine besonderen Kompetenzen im Bereich der Medienentwicklung, da sie nur einen begrenzten Umfang an Gestaltungsmöglichkeiten haben.
Diese Entwicklungsmethode kann sinnvoll sein, wenn Experten eines Unternehmens in die Lage versetzt werden sollen, bei einem aktuellen Bedarf regelmäßig schnell webbasierte Inhalte zu erstellen. Beispiele dafür sind Produktbeschreibungen, Sicherheitsanweisungen oder neue gesetzliche Regelungen. Der Schwerpunkt von Rapid E-Learning liegt somit primär in der Wissensvermittlung. Rapid E-Learning wird deshalb meist weniger für systematische Lernprozessen genutzt, sondern ermöglicht eine hohe Aktualität im Rahmen von Qualifizierungs- und Kompetenzentwicklungssystemen. Genau darin sehe ich auch die Stärke dieses Ansatzes.
Die Medienentwicklung hat sich in den letzten Jahren durch den Einsatz von templatebasierten Systemen insgesamt erheblich verbilligt. Trotzdem bildet sie immer noch einen wesentlichen Kostenfaktor. Deshalb stellen sich viele Unternehmen die Frage, ob sie die notwendigen Lernprogramme durch externe Dienstleister oder selbst erstellen sollen.
Grundsätzlich sind für den Entwicklungsprozess von Lernprogrammen folgende Profile mit spezifischen Kompetenzen erforderlich:
- Projektleiter planen und steuern den gesamten Prozess in Abstimmung mit dem Auftraggeber.
- Fachautoren liefern als Experten ihre Inhalte auf der Basis eines Autorenleitfadens in gängigen Formaten, z.B. Word, Powerpoint oder Excel.
- Medienautoren mit didaktisch-methodischer Kompetenz entwickeln daraus ein Grobkonzept, das zu einem sogenannten Drehbuch weiter ausgebaut wird.
- Medienproduzent setzen mit Hilfe eine Learning Content Management Systems (LCMS) bzw. Autorentools das Drehbuch als Lernsoftware um.
- Multimedia-Experten produzieren besondere Multimedia-Elemente, wie z.B. aufwendige Grafiken, Flash-Programmierungen, Audios oder Videos.
Die Produktion der WBT erfordert somit ein Netzwerk unterschiedlicher Kompetenzen, deren Aufbau im Unternehmen nur dann sinnvoll ist, wenn regelmäßig eine große Zahl von Lernprogrammen zu entwickeln ist. Selbst dann stellt sich die Frage, ob die Entwicklung von WBT mit einem eigenen Team von angestellten Medienexperten wirklich effizienter ist, als die Beauftragung von externen Anbietern, die sich immer wieder im Wettbewerb, sowohl was ihre Kompetenz, ihre Kreativität als auch ihre Kosten betrifft, behaupten müssen.
Wir haben mit einem Modell folgender Arbeitsteilung sehr gute Erfahrungen gemacht:
- In einem gemeinsamen Workshop mit den Fachexperten des Auftraggebers legen wir gemeinsam die didaktisch-methodische Grundstruktur (Ziele, Inhalte, Aufgabentypen, Transferansätze, mediale Gestaltungselemente etc.) fest. Gleichzeitig wird das Projektmanagement vereinbart.
- Die Fachautoren stellen auf Basis dieser Ergebnisse die Fachmaterialien und evtl. Aufgaben zusammen.
- Die externen Medienautoren erstellen das Drehbuch, das wiederum von den Fachautoren geprüft und evtl. angepasst wird.
- Die externen Medienentwickler entwickeln das Lernprogramm, das von den Fachexperten geprüft und von einer Pilotgruppe getestet wird („Beta-Test).
- Auf der Grundlage dieser Rückmeldungen wird das Lernprogramm optimiert.
Mit diesem Ansatz wird sichergestellt, dass die Fachexperten des Auftraggebers die Ziele und Inhalte maßgeblich bestimmen und trotzdem eine akzeptable Arbeitsbelastung übernehmen. Gleichzeitig profitiert das Unternehmen von den Erfahrungen des Medienunternehmens in vielen vergleichbaren Projekten. Diese Lösung wird in vielen Fällen nicht teurer sein, als wenn das Unternehmen ein eigenes Team aufbaut. Auch Rapid E-Learning Lösungen können im Rahmen einer pauschalen Vereinbarung routiniert, schnell und kostengünstig in solche einem arbeitsteiligen Modell umgesetzt werden, ohne dass der Auftraggeber in interne Entwicklungssysteme investieren muss. Es lohnt sich also auf jeden Fall, vor der Einführung von Rapid E-Learning Vergleiche mit externen Angeboten einzuholen.