Diese an ein berühmtes Lied von Irving Berlin angelehnte Überschrift weist darauf hin, dass Lernen und Arbeiten aufgrund der Entwicklung moderner, sozialer Kommunikationsnetze immer mehr zusammen rücken und damit eine grundlegend veränderte Arbeits- und Lernwelt erzeugen. Die Entwicklung zum Social Business, in dem Unternehmen Social Media und soziale Praktiken in die laufenden Aktivitäten integrieren, verändert das Kommunikations- und Lernhandeln fast jedes Mitarbeiters und beeinflusst deshalb die Lernsysteme in den Unternehmen und Organisationen in grundlegender Weise. [1]
Der kanadische Lerntheoretiker George Siemens entwickelte vor über zehn Jahren unter dem Begriff „Konnektivismus“ einen pragmatischen Lernansatz, der diese veränderten Rahmenbedingungen und Anforderungen an Lernsysteme aufgrund der technologischen Entwicklung, die wachsende Vernetzung sowie den „Informations-Overkill“ aufgreift. Er misst dem Lernen im und durch das Netz(-werk) eine zentrale Bedeutung bei und fasst „learning as network creation“ auf.[2] Dieser Ansatz ist mit dem des Konstruktivismus voll kompatibel, betont aber zurecht die neuen, ungeheuer erweiterten Ermöglichungsräume für die Kompetenzentwicklung, die sich im Netz und aufgrund sozialer Vernetzungen auftun. Unser Lernen verändert sich nicht nur aufgrund moderner Lerntechnologie, vielmehr sind Lernen und arbeitsbezogene Aktivitäten immer öfter identisch. Unser Denken und Handeln verändert sich, weil wir immer mehr technische Hilfsmittel nutzen. Es wird immer wichtiger zu wissen, wo man Wissen finden und wie man es kompetent für Problemlösungen nutzen kann.[
Netzwerke sind die Verbindung zwischen verschiedenen Elementen, wie beispielsweise Menschen, Gruppen oder Computer. Deshalb benötigen Lerner in einem solchen Lernsystem eine offene Lernumgebung, in der zusätzlich effiziente Interaktionsmöglichkeiten mit Netzwerkpartnern geboten werden. Lerner müssen dabei im Rahmen des kompetenzorientierten Wissensmanagement die Kompetenzen entwickeln, relevantes Wissen für ihren Lernprozess zu identifizieren, zu bewerten, zu beschreiben und in einem gemeinsamen Prozess mit Lernpartnern, d.h. Kollegen, Führungskräfte, Experten, Kunden oder Lieferanten, weiter zu entwickeln. Die heutigen Trainer werden immer mehr die Rolle eines Lernbegleiters übernehmen, der aktiv zuhört, beobachtet, Feedback gibt, berät und flankiert. Dabei reflektiert er nicht nur die Mittel und Methoden der Wissens- und Wertkommunikation, sondern schafft aktiv Entwicklungssituationen, in denen eine optimale Kompetenzentwicklung möglich wird. Auch die Führungskräfte entwickeln sich zu Entwicklungspartnern ihrer Mitarbeiter in Form eines Coaches oder Mentors, deren wesentliche Aufgabe darin besteht, deren Kompetenzentwicklung zu ermöglichen.
In Lernkonzeptionen, die auf dem dargestellten Ansatz aufbauen, liegt die Entscheidung über die Ziele der Lernprozesse primär bei den Lernern und bildet einen eigenständigen Lernprozess. Im Kreislauf der Kompetenzentwicklung wird dabei das persönliche Wissen des Einzelnen in ein Netzwerk integriert und in einem gemeinsamen Lernprozess unter Nutzung innovativer Technologien weiter entwickelt. Lernen kann damit auch außerhalb einzelner Personen angesiedelt sein, es entsteht organisationales Lernen.
Die zunehmende Anwenderorientierung der Informationstechnologie führt dazu, dass sich auch die Instrumente des Arbeitens, des Lernens und der Kompetenzentwicklung immer mehr verbinden.. Während der Begriff „Social Software“ sich erst in den letzten Jahren durchgesetzt hat, reichen die Kernideen dieses Ansatzes, d. h. die Unterstützung der Zusammenarbeit in Unternehmen, viel weiter zurück. Ersten Überlegungen in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts folgten die kollaborativen Ansätze der Groupware und der rechnergestützten Gruppenarbeit mit der Konzentration auf Kommunikation und Kooperation in den 1970er- bis 1990er-Jahren.
Web 2.0 Anwendungen werden dann als Social Software bezeichnet, wenn sie Interaktionen innerhalb einer Nutzergemeinschaft gezielt unterstützen. Deshalb muss sich die Unternehmenskultur so entwickeln, dass möglichst wenig hinderliche Strukturen und Hierarchien übrigbleiben und den Mitarbeitern viele Freiräume zum selbstorganisierten Arbeiten und Lernen, zur eigenen Kompetenzentwicklung, zur Verfügung gestellt werden. Kollaboratives Lernen, also Kompetenzentwicklung bei der gemeinsamen Bewältigung realer Herausforderungen innerhalb eines netzbasierten Arbeits- und Lernrahmens, setzt voraus, dass diese Systeme möglichst partizipativ und evolutionär eingeführt werden.
Es entstehen informelle Autorennetzwerke ohne fest definierte gemeinsame Ziele oder Interessen. Die Mitarbeiter und Führungskräfte können sich selbst darstellen und mit anderen kommunizieren. Beiträge und Kommentare werden mit ihrem Profil verknüpft und erhalten dadurch eine persönliche Note. Durch Freundschaften, Kontakte oder Follower werden die Profile miteinander verbunden, es entstehen soziale Netzwerke in- und außerhalb der Unternehmen. Das organisationale Wissen der Unternehmung kann durchsucht und gefiltert werden. Es entwickelt sich ein Web of Application mit Anwendungen, die ohne nennenswerten Aufwand genutzt werden können. Damit ermöglichen Web 2.0-Anwendungen das Finden, Herstellen und Vertiefen sozialer Kontakte und bringen die Menschen miteinander in Beziehung. Die Mitarbeiter werden aber auch mit den von ihnen erstellten Inhalten in Beziehung gebracht.
Instrumente des Web 2.0 („Social Software“) gewinnen immer mehr an Bedeutung, weil sie den Wissensaustausch und die Kompetenzentwicklung in Netzwerken und über das Netz optimal fördern. Aus unseren Projekterfahrungen ergibt sich, dass es dabei keine Methoden und Instrumente gibt, die zur Kompetenzentwicklung prinzipiell ungeeignet sind. Unsere Behauptung, Social Software ist Kompetenzlernsoftware findet so ihre konkrete Bestätigung.
Kompetenzentwicklung wird zunehmend ins Netz verlagert, weil immer mehr Arbeits- und Kommunikationsprozesse im Netz stattfinden. Deshalb ist Lernen im Netz ein zwingendes Merkmal zukünftiger Lernarrangements. Der Austausch von Erfahrungswissen und Problemlösungen in Netzwerken bildet den Kern dieser Entwicklungsprozesse.
[1] Vgl. dazu Erpenbeck, J.; Sauter, W. (2016): Stoppt die Kompetenzkatastrophe – Wege in eine neue Bildungswelt, Heidelberg, Berlin
[2] Vgl. Siemens, G. (2004); Siemens G. (2006)