Im Zuge der Schlecker-Pleite wird wieder einmal über die Gestaltung von Transfergesellschaften diskutiert. Bei Schlecker kommt erschwerend hinzu, dass die betroffenen 11.750 Mitarbeiter/innen bundesweit breit verteilt sind und überwiegend in der Provinz sitzen. Deshalb hat der Handelsverband Deutschland vorgeschlagen, eine „Online-Transfergesellschaft“ zu schaffen, um die Mitarbeiter/innen per Internet-Schulungen weiterzubilden. Bis zu einem Jahr sollen sie in der Transfergesellschaft geparkt, qualifiziert, gecoacht und zu neuen Arbeitgebern vermittelt werden, was bisher jedoch nur in 44 % der Fälle gelang.
Es gibt etwa 400 Bildungsanbieter, die ihr Geld mit Transfergesellschaften verdienen. Meist handelt es sich um Ableger gewerkschaftlicher oder arbeitgebernaher Weiterbildungsinstitute. Die Idee mit der Online-Transfergesellschaft klingt gut, lässt aber noch sehr viele Fragen offen. Die Frage, ob eine Online-Lösung sinnvoll ist und wenn ja, wie sie ausgestaltet werden sollte, kann nicht am Anfang der Diskussion stehen. Wie bei jedem sinnvollen Bildungskonzept steht zunächst die Frage im Vordergrund, welche Kompetenzen bei den Schlecker-Mitarbeitern entwickelt werden sollen, damit sie eine realistische Chance am Arbeitsmarkt haben. Dies kann aber erst beantwortet werden, wenn die Möglichkeiten des weiteren beruflichen Weges der betroffenen Schlecker-Mitarbeiter von diesen jeweils individuell bewertet worden sind.
Daraus können sich Praktika oder Projekte in individuellen Lernprojekten ergeben, mit denen die Vermittlungschancen der betroffenen Mitarbeiter/innen verbessert werden. Erst wenn dies geklärt ist, kann man sich sinnvoll Gedanken über die Methodik, beispielsweise auch über ein online-gestütztes Lernsystem, machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit solch einem Ansatz eine Kompetenzentwicklung ermöglicht wird, die tatsächlich die Beschäftigungschancen steigert.
Mit diesem Vorschlag des Handelsverbandes wird das Pferd mal wieder von hinten aufgezäumt. Der vorschnelle Ruf nach Online-Schulungen wird wohl nur dazu führen, dass die Wissensvermittlung nicht mehr so sehr im Präsenzunterricht, sondern online vermittelt wird. Es bleibt aber völlig offen, welches Wissen tatsächlich benötigt wird, um die erforderlichen Kompetenzen damit auszubauen. Hoffen wir, dass die Bundesagentur für Arbeit aus der Not eine Tugend macht und kompetenzorientierte Transfergesellschaften konzipiert.