„Wir wollen Maßstäbe für ein menschliches Miteinander, eine lebenswerte Umwelt und eine vielfältige Gesellschaft setzen. Denn nur so können wir unsere wachstumsorientierte Ausrichtung auch langfristig mit einem wertebasierten, nachhaltigen Handeln in Einklang bringen und die Lebensqualität nachfolgender Generationen sichern.“
Otto Group – Geschäftsbericht 2019/20 S. 4
Eigenverantwortung und Selbstorganisation im Fokus
Werte erfahren aktuell einen enormen Bedeutungszuwachs. Insbesondere auch aufgrund der ökologischen Krise und der Pandemie, aber auch technologischer Sprünge und dem damit verbundenen Zuwachs menschlicher Fähigkeiten. Wie findet eine Organisation eine sinnerfüllte Zielsetzung, die ihren Erfolg in der Zukunft sichert, ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigert und gleichzeitig den zunehmenden gesellschaftlichen Anforderungen an Nachhaltigkeit sowie sozialer und kultureller Verantwortung zukunftsweisend gerecht wird?
Wie Organisationen mit der Umwelt und mit Menschen umgehen, spielt nicht nur für Kunden, sondern auch für immer mehr Bewerber eine zentrale Rolle. Sind technische Innovationen, Prozessinnovationen oder Dienstleistungsinnovationen Trümpfe der Unternehmen in der Wissensgesellschaft, so sind wertehaltige, von den Mitarbeitern verinnerlichte organisationskulturelle Haltungen, Anschauungen und Orientierungen Trümpfe in der heutigen Wertegesellschaft.
Insgesamt werden die Menschen zunehmend eigenverantwortlich und selbstorganisiert agieren. Dies erfordert jedoch einen veränderten Mindset, also Werte, die Orientierung für selbstorganisiertes Handeln geben.
Werte sind als Ordner selbstorganisierten Handelns Kerne von Kompetenzen
Deshalb kommt den Werten und dem Wertemanagement eine immer größere Bedeutung zu.
Gemeinsame Werte und deren organisationsweite Verinnerlichung verschaffen Organisationen nach innen und außen einen Wettbewerbsvorteil und sichern das Überleben.
Erst Werte ermöglichen Mitarbeitenden und Teams ein Handeln unter Unsicherheit, sie überbrücken oder ersetzen fehlendes Wissen, schließen die Lücke zwischen Wissen einerseits und dem Handeln andererseits. Allerdings wirken Werte nur, wenn ihre Sinnhaftigkeit im eigenen Handeln erlebt und emotional positiv gespeichert wird.
Da Werte die Kerne von Kompetenzen bilden, kann die Entwicklung von Werten und Kompetenzen nicht, wie überwiegend praktiziert, getrennt betrachtet werden. Vielmehr bilden Werte und Kompetenzen zwei Seiten einer Medaille.
Abb.: Werte und Kompetenzen – zwei Seiten einer Medaille (beispielhafte Darstellung der Ausprägungen)
Werte bestimmen die Haltung, die sich auf die Kompetenzen und damit die Handlungen auswirken.
Das Wertemodell
Für das gezielte Wertemanagement ist es nötig, ein überschaubares Wertemodell zu entwickeln, mit dem die Antriebe und Ordner des kompetenten Handelns identifiziert werden können. Auf Basis der Werteforschung haben wir ein praktikables Wertemodell entwickelt. Diese Matrix basiert auf der über zehnjährigen Erfahrung mit dem Wertemess-System WERDE® (vgl. Erpenbeck, Brenninkmeijer 2007, S. 251 ff.) sowie auf den Items des hoch validierten Klages-Gensicke-Survey und der 16 Reiss – Motive (vgl. Erpenbeck u. a. 2007, S. 251 ff.; Reiss, Reiss 4. Aufl. 2009).
Wertemodelle sind eine Matrix, in der die Motive und die Ordner selbstorganisierten Handelns erfassbar und für jeden verständlich beschrieben sind.
In unserem Wertemodell haben wir vier Basiswerte, die Wertearten, definiert, die in insgesamt 16 Schlüsselwerte untergliedert werden:
Abb. Wertemodell ValCom® nach Erpenbeck, Sauter und Sauter (vgl. Erpenbeck, Sauter 2020)
Das Wertemodell wird für jeden einzelnen Wert mit jeweils vier beispielhaften Werteausprägungen, die in einem gemeinsamen Prozess mit erfahrenen Fach- und Führungskräften organisationsspezifisch formuliert werden, operationalisiert. Die angepassten Werteausprägungen bilden die Grundlage für die Fragen zur Erfassung der Werte durch die Software.
In vielen Organisationen gibt es bereits ausformulierte Werte oder Leitbilder, die breit kommuniziert sind. ValCom® ermöglicht es, die Zahl der Werte, die einzelnen Werte-Begriffe, die Werte-Definitionen sowie die Werte-Beispiele beliebig anzupassen, so dass vorhandene Wertemodelle problemlos integriert werden können