Bei der Planung von Web Based Trainings wird häufig der Wunsch diskutiert, die Lernprogramme mit Audio zu unterlegen. Da die Entwicklung professioneller Audios relativ kostenaufwendig ist, stellt sich dabei die Frage, in welchen Fällen Audios einen echten Zusatznutzen spenden.
Der sogenannte Modalitätseffekt besagt, dass die gemeinsame Nutzung des visuellen und des akustischen Teils des Arbeitsgedächtnisses eine lernförderliche Wirkung haben kann. Ein Lerner kann z.B. besser mit einem Diagramm lernen, wenn ihm dieses mit einem Audiokommentar anstatt einer schriftlichen Legende präsentiert wird, weil dadurch eine kognitive Überlastung vermieden werden kann. Der Modalitätseffekt ist durch eine Vielzahl empirischer Befunde bestätigt worden (vgl. dazu u.a. Rey, Daniel Günter 2009: E-Learning – Theorien, Gestaltungsempfehlungen und Forschung, Bern). Wird die gesprochene Erläuterung simultan angeboten, wird das Arbeitsgedächtnis entlastet, weil die verbale und die bildhafte Darstellung, anders als bei einer sequentiellen Darstellung, für einen deutlich kürzeren Zeitraum aufrechterhalten werden muss.
Kann der Lerner die Lerngeschwindigkeit jedoch selbst steuern, tritt der Modalitätseffekt nach den vorliegenden Untersuchungen nicht auf. Außerdem tritt er nur ein, wenn die Abbildungen nicht zu komplex sind. Sprechertexte haben sich in unserer Praxis aber immer dann bewährt, wenn der Sprecher etwas Anschauliches erklärt, z.B. ein Bild oder Kennziffern. Audios eignen sich beispielweise aber auch für die Erläuterungen von Problemstellungen, z.B. in Verbindung mit einem Foto. Grundsätzlich gilt hierbei, dass die einzelnen Lernschritte tendenziell eher kleiner gestaltet werden sollten, um eine kognitive Überforderung zu verhindern.
Die Vermittlung des Wissens mittels geschriebener Texte, die ein Sprecher gleichzeitig vorliest, ist unter lernmethodischen Aspekten jedoch nicht als sinnvoll anzusehen. Es ist erwiesen, dass die Lerner, die den Text lesen, durch den gleichzeitigen Sprechertext kognitiv überlastet werden, weil beide Vorgänge naturgemäß in unterschiedlicher Geschwindigkeit erfolgen. Dies behindert deshalb den Lernerfolg, da das Gehirn zwei unterschiedliche Aufnahmegeschwindigkeiten in verschiedenen Zugangskanälen nicht sinnvoll gleichzeitig verarbeiten kann.
Daraus ergibt sich, dass Audios ein sinnvolles Element von WBT sein können, wenn sie in kleinen „Häppchen“ für die Erläuterung von Abbildungen oder Kennziffern sowie beispielsweise zur Simulation einer Gesprächssituation genutzt werden. Die Unterlegung eines gesamten WBT mit Audio mindert dagegen den Lerneffekt erheblich. Auch hier gilt, weniger ist mehr.
Ihr
Werner Sauter