Am vergangenen Donnerstag haben wir in unserer Community of Practice, die immer noch einen griffigen Namen sucht, mit 15 Personalentwicklern unser Erfahrungswissen zur Gestaltung von Webinaren ausgetauscht. Es waren 90 spannende Minuten, die folgende Erkenntnisse erbrachten:
Webinare werden zum größten Teil zum „Frontalunterricht“ genutzt, jedoch ist das Bestreben spürbar, Methoden anzuwenden, die zu einer aktiven Teilnahme der Lerner führen. Es werden verschiedene Anbieter mit der Möglichkeit zum Desktop-Sharing mit offensichtlich guten Erfahrungen genutzt. Webcams werden im Regelfall nicht eingesetzt, insbesondere auch aus Performancegründen. Ein Bildungsanbieter nutzt aber Webcams intensiv, wenn es auch darum geht, Gesten und Mimik sichtbar zu machen. In einigen Fällen werden die Systeme mobil genutzt. Im Regelfall ist die Teilnehmerzahl überschaubar, meist bis zu 12 – 15. Bei Kundenschulungen werden aber auch schon mal 100 Teilnehmer gezählt. Eine Aktivierung der Teilnehmer ist jedoch nur bei kleinen Gruppen wirklich sinnvoll möglich. Die Methoden und Instrumente, die dabei eingesetzt werden, entsprechen den Ansätzen, die wir aus Präsenzterminen kennen. Im Regelfall sind dies Fragestellungen, Reflexionen oder Umfragen geeignet.
Da die Methode des Frontalunterrichts nicht besser wird, wenn sie ins Netz verlagert wird, empfiehlt es sich, den Ablauf als „Sandwich“ zu gestalten. Dabei werden relativ kurze, bildhaft unterlegte Präsentationen mit Phasen der Informationsvermittlung der subjektiven Auseinandersetzung mit diesen Inhalten zum individuellen Wissensaufbau kombiniert. Erst durch den innerlichen Nachvollzug ist ein Wissensaufbau möglich. Letztendlich entsteht dabei ein „Big Mac“. Wird die Präsentation strukturiert und klar verständlich, in überschaubaren Häppchen, gestaltet, ist diese Vorgehensweise deutlich effizienter als der mühsame Versuch, über Fragen die Inhalte aus den Teilnehmern herauszulocken. Bei größeren Teilnehmerzahlen bietet sich ergänzend ein schriftlicher Chat an, in dem ein Kollege die eingehenden Fragen bündelt und immer wieder an den Referenten weitergibt.
Die Erfahrungen der Teilnehmer zeigten jedoch, dass Webinare zunehmend für kooperatives Lernen oder gar kollaboratives Arbeiten und Lernen genutzt wird. So werden in einem Unternehmen im Webinar gemeinsam Fallstudien bearbeitet, Erst wenn aber reale Problemstellungen aus Projekten oder aus der eigenen Praxis mit den anderen Lernern bearbeitet werden, entsteht kollaboratives Lernen im Netz. Wenn es gelingt, die Teilnehmer zu bewegen, diese Möglichkeiten des gemeinsamen Arbeitens zu nutzen, ergeben sich neue, vielfältige Möglichkeiten des gemeinsamen Lernens. Dafür ist jedoch eine Erweiterung der Systeme um Dokumentenmanagement-Tools und kompetenzorientiertes Wissensmanagement erforderlich.
Gute Beispiele für Webinare können Sie unter http://www.fsz.kit.edu/kit-studierende_webinare.php und http://www.fsz.kit.edu/coaching-programm.php ansehen.
Webinare und Video-Conferencing Tools sind grundsätzlich ähnlich, jedoch ist die technische Qualität bei Video-Konferenzen meist höher. Der Datenschutz muss sicher gestellt werden. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, die die Kompetenz Referenten und Moderatoren im Umgang mit den Webinar-Tools aufzubauen. Hierfür bietet sich das hier bereits vorgestellte und von uns praktizierte Doppeldecker-Prinzip an. Unter diesen Voraussetzungen können Webinare eine wichtige Rolle in unseren Lernsystemen spielen.
In unserem nächsten Webinar in vier Wochen will sich unsere Community mit der Frage beschäftigen, wie wir Trainer für innovative Lernformen motivieren können. Ich freue mich darauf.