Lernkultur entwickeln

Im Rahmen der MasterClass „Blackbox Lernkultur entschlüsseln“ am 3. 11. 2023 haben John Erpenbeck und Werner Sauter ein Panel zur gezielten Entwicklung der Lernkultur gestaltet. Dabei haben sie folgende Aspekte mit den Teilnehmenden diskutiert:

Es besteht große Einigkeit darüber, dass das zukünftige Lernen – Future Learning – in den Unternehmen selbstorganisiert und eigenverantwortlich im Prozess der Arbeit mit KI-Unterstützung erfolgen wird. Die Mitarbeitenden sind aber Personalentwicklungs-Systeme gewohnt, die durch fremdorganisierte Schulungskonzepte, in Seminarform oder mittels E-Learning, geprägt sind. Deshalb genügt es nicht, Ihnen einfach eine aufwendig gestaltete Learning Experience Platform zur Verfügung zu stellen. Vielmehr ist es erforderlich, eine Lernkultur zu entwickeln, die durch selbstorganisiertes, personalisiertes und kollaboratives Lernen im Arbeitsprozess geprägt ist. 

Lernkultur ist ein System von Normen, Regeln und Werten, die das Denken und Handeln in den Lernprozessen aller bestimmen.

Diese Definition macht deutlich, was bereits der Soziologe und Nationalökonom Max Weber postuliert hat:

„Kultur ist ein Wertethema“

Kompetenzen und Werte fließen direkt in die Lernkultur ein. Sie bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Jede Organisation muss dabei zwei Herausforderungen meistern: die Anpassung an die Umwelt und die Sicherung des internen Zusammenhalts.

Es geht also um die kollektiv geteilten Selbstverständlichkeiten und Grundannahmen, die nicht mehr hinterfragt werden und das Wahrnehmen, das Denken, die Gefühle und das Handeln der lernenden Mitarbeitenden leiten.

Lernkultur ist in Anlehnung an Edgar Schein ein Muster gemeinsamer Grundprämissen, das Teams bei der Bewältigung ihrer Lernherausforderungen erlernt haben, das sich bewährt hat und somit als bindend gilt und das daher an neue Mitglieder als rational und emotional akzeptierter Ansatz für das Lernen weitergegeben wird.

Diese Werte werden aber erst wirksam werden, wenn sie von den Mitarbeitenden in den Unternehmen und Organisationen verinnerlicht werden und in ihre jeweiligen Handlungsfähigkeiten, in ihre Kompetenzen, einfließen.  Der Begriff der Lernkultur umfasst dabei deutlich mehr als die Lernmethode.

Lernkultur ist ein kollektives Wahrnehmungs- und Handlungsmuster, das den Lernenden Orientierung für ihre Lernprozesse bietet

Die Lernkultur ist damit das Ergebnis des organisationalen Lernens. Es wird somit vor allem durch folgende Elemente geprägt:

  • Die Tradition des Lehrens und Lernens in der Organisation,
  • Werte, die als Ordner selbstorganisierten Handelns und Lernens Orientierung geben,
  • die Wertschätzung, die dem Lernen in der Organisation entgegengebracht wird,
  • strategische Vorgaben für die Werte und Kompetenzen der Mitarbeitenden, der Teams und der Organisation,
  • die Didaktik, die Herausforderungen mit den Menschen verknüpft,
  • die Methodik, die die Lernprozesse prägt,
  • die Umgangsformen und die Streitkultur,
  • die Rolle und das Selbstverständnis der Mitarbeitenden im Lernprozess,
  • die Rolle und das Selbstverständnis der Führungskräfte, z. B. als Entwicklungspartner*in der Mitarbeitenden,
  • die Rolle und das Selbstverständnis des betrieblichen Bildungsbereiches und der Lehrenden bzw. Lernbegleitenden,
  • das Image, das Innovationspotenzial und die Akzeptanz der Lernkonzeption,
  • das Ausmaß der Verknüpfung von Arbeiten und Lernen (Lernende Organisation),
  • die Integration neuer Medien und deren Akzeptanz in den Lernprozessen,
  • das soziale Lernen in Netzwerken,
  • die Learning Experience Platform und deren Akzeptanz.

Damit der Übergang zu selbstorganisierten Lernsystemen die Mitarbeitenden, aber auch die Bildungsplanenden und heutigen Trainer, nicht überfordert, empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen.

Nachdem auf Organisationsebene die angestrebte Lernkultur auf Basis einer Werte- und Kompetenzerfassung definiert worden ist, beschreiben die einzelnen Teams in diesem Rahmen ihre angestrebte spezifische Lernkultur. Dafür erfassen die Teammitglieder jeweils die Ist-Ausprägungen, aber auch ihre Wunschvorstellungen der Werte, die die Lernkultur bestimmen.

In einem Workshop mit den Teammitgliedern können die Erfassungsergebnisse analysiert und bewertet werden. Die Teams leiten daraus ihre teambezogenen Entwicklungsziele für die Lernkultur ab und definieren geeignete Praxisaufgaben und -projekte, in denen sie diese Ziele umsetzen,

Innerhalb dieses Lernrahmens können die Mitarbeitenden ihre Lernprozesse auf Grundlage einer individuellen Werte- und Komeptenzerfassung mit Selbst- und Fremdeinschätzungen selbstorganisiert steuern. Dabei werden sie von ihrer Lernpartner*innen und Lernbegleitenden unterstützt. Sie können damit schrittweise in die Freiheit der Selbststeuerung und der Selbstorganisation entlassen werden. Damit wandert das Lernen immer mehr an den Arbeitsplatz, die Lernverantwortung geht schrittweise auf den Mitarbeitenden über. Es entwickelt sich eine neue Lernkultur.

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