Personalisiertes Lernen – der Kern zukunftsorientierter Lernsysteme

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„Die durchschnittliche Lerngeschwindigkeit junger Erwachsener schwankt mit dem Faktor 1:9“

Diethelm Wahl

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Es gibt genau so viele Lerntypen, wie es Menschen gibt. Jede Lerner*in ist anders, lernt in ihrem individuellen Stil, bringt spezifische Erfahrungen mit und hat über viele Jahre ihr eigenes Wissen, Werte sowie Kompetenzen aufgebaut.

Die Einheitsbildung, die wir seit vielen Jahrzehnten praktizieren, ignoriert diese Aspekte völlig.

Selbstorganisation und Eigenverantwortung

Der Soziologe Andreas Reckwitz hat in seinen Werken beeindruckend hergeleitet, dass die Spätmoderne immer stärker den Individualismus in Form einer Gesellschaft der Singularitäten fördert. Gleichzeitig erleben wir in der Arbeitswelt, dass die Mitarbeitenden im Zuge der digitalen Transformation deutlich zunehmend eigenverantwortlich, selbstorganisiert handeln.

Die Bildungswelt, insbesondere das Corporate Learning, müssen entsprechend gestaltet werden, wenn sie die Mitarbeitenden für diese Herausforderungen fit machen sollen. Der Pädagoge Rolf Arnold prognostiziert entsprechend, dass sich die Ermöglichungsdidaktik zu einer Singularitätsdidaktik weiterentwickeln wird.

Ermöglichungsdidaktik plus ermöglicht personalisierte Lernprozesse

Singularitätsdidaktik ist eine erweiterte Form der Ermöglichungsdidaktik mit dem Ziel, personalisierte Lernprozesse unter Nutzung der Möglichkeiten digitalisierter Lernorganisation, zunehmend mit KI-Unterstützung, zu ermöglichen.

Damit soll erreicht werden, dass der Unterschiedlichkeit der Lernenden durch die Art der Bildungsorganisation und die Vielfalt der möglichen Lernwege wirksam Rechnung getragen wird. Sie ist damit eine Ermöglichungsdidaktik plus, die die didaktischen Modelle der Vergangenheit gewissermaßen auf den Kopf stellt.

Entscheidend ist, dass sich das Lernarrangement dem Lernenden anpasst.

Die Zukunft des betrieblichen Lernens

Zukunftsorientiertes, betriebliches Lernen braucht also einen passenden Ermöglichungsraum, eine Learning Experience Platform – LXP – die

  • der Individualität und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden Rechnung trägt, indem diese ihre personalisierten Lernprozesse selbstorganisiert planen und umsetzen,
  • dem demografischen Wandel und der damit einhergehenden Heterogenität der Lernenden gerecht wird, indem vorhandene Lehr- und Lernkonzepte, Lernmaterialien, aber auch die Rolle der Lehrenden vom Lernenden her neu gedacht werden,
  • die Unterschiedlichkeit der Lebenswelten und die Vielfalt interkultureller Herausforderungen berücksichtigt, indem Werte- und Kompetenzentwicklung dort stattfindet, wo reale Herausforderungen zu bewältigen sind, diese aufgreift und damit die Kommunikation und das kollaborative Arbeiten und Lernen zwischen Menschen fördert,
  • den technologischen Wandel aktiv aufgreift, indem diese Lernwelt als Spiegelbild der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt digitale Lernsysteme und -formate mit dem Ziel der effizienten Werte- und Kompetenzentwicklung integriert,
  • als organisationales Netzwerk gestaltet wird, das in engem Austausch mit der Umwelt der Organisation steht,
  • eine dezentrale Steuerung durch die Mitarbeiter ermöglicht, indem externe Einflüsse, z. B. ChatGPT, soziale Medien, Google oder Linkedin integriert werden.

Anforderungen an das personalisierte Lernen

Personalisiertes Lernen erfordert deshalb, dass die Mitarbeitenden

  • ihre individuellen Lernziele auf Basis einer Erfassung, Analyse und Bewertung Ihrer aktuellen Entwicklung selbst formulieren,
  • ihre Lernprozesse personalisieren, also selbst planen und umsetzen,
  • regelmäßig Ihren Lernerfolg überprüfen können, um ihre Lernprozesse nach agilen Prinzipien anzupassen.

Dies kann durch Coaching eines Lernbegleitenden ermöglicht werden. In der Breite einer gesamten Organisation für alle Mitarbeitende ist dies jedoch nur noch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz – KI – realisierbar.

Unterstützung des individuellen Lernens durch Coaching

Learning Experience Plattformen, die diese Anforderungen erfüllen, begleiten die Lernenden insbesondere in folgenden Bereichen:

  • Ableitung adaptiver Lernpfade für formelles Lernen
  • Individuelles Reporting zu Werte- und Kompetenzerfassungen
  • Empfehlungen für die Ableitung von Werte- und Kompetenzzielen
  • Adaptive Lernempfehlungen für personalisierte Entwicklungsprozesse
  • Kuratierung von Wissen on-demand
  • Feedback zu Lösungen, die von den Lernenden entwickelt wurden

Die Lernenden werden vom Objekt zum Subjekt ihrer individuellen Entwicklung. Sie lernen zukünftig sowohl mit ihren menschlichen Lernpartner*innen, aber immer mehr auch mit dem „Lernpartner Computer“.

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